Nach Profumo: Bank Austria kämpft um Sonderrechte

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Die Stadt-Wien-nahe AVZ-Stiftung und der Betriebsratsfonds drohen bei einem Verlust des Ost-Geschäfts mit juristischen Schritten. Die Bank Austria verfolgt die Vorgänge mit Argusaugen.

Wien (höll). Nach dem Rückzug von UniCredit-Chef Alessandro Profumo ist die internationale Expansionsstrategie der Bank Austria-Mutter gefährdet. Vertreter der italienischen Sparkassen-Stiftungen fordern, dass sich die Bank künftig stärker auf Italien konzentriert. Das Auslandsgeschäft soll zurückgefahren werden. Die Stiftungen gehören zu den führenden Aktionären von UniCredit. Über sie machen Politiker der Lega Nord und der Berlusconi-Regierung ihren Einfluss auf die Großbank geltend. Wegen der Sorge um die künftige Ausrichtung ist der Aktienkurs von UniCredit am Mittwoch vorübergehend um drei Prozent gefallen.

„Profumo hat den Respekt internationaler Investoren gewonnen. Denn er hat den Einfluss der Stiftungen begrenzt. Nun ist die Strategie nach hinten losgegangen“, sagte der Londoner Bankenanalyst Fabrizio Bernardi zu „Bloomberg“. Er rät daher, die Aktie von UniCredit zu verkaufen.

Nach einem tagelangen Tauziehen war Profumo in der Nacht auf Mittwoch zurückgetreten. Damit ist die Großbank de facto führungslos. Aufsichtsratsvorsitzender Dieter Rampl übernahm vorübergehend die Geschäfte, bis ein Nachfolger gefunden ist. Profumo soll eine Abfindung von 40 Mio. Euro erhalten, davon will er zwei Mio. Euro spenden. Angeblich plant er nun den Wechsel in die Politik.

Die Bank Austria verfolgt die Vorgänge mit Argusaugen. Die Wiener Tochter ist im Mailänder Konzern für fast das gesamte Osteuropa-Geschäft zuständig. Sie beschäftigt 62.000 Mitarbeiter, davon 10.800 in Österreich.

Kurzfristig wird sich für die Bank Austria wenig ändern, heißt es. Man warte jetzt einmal ab, welches Konzept Profumos Nachfolger vorlegt. Stehen aber größere Umwälzungen an, will die Wiener Tochter um ihren Sonderstatus kämpfen. Dieser wurde bei der Übernahme durch UniCredit im sogenannten „Bank der Regionen“-Vertrag festgeschrieben. Vertragspartner sind die Stadt Wien nahe AVZ-Stiftung und der Betriebsratsfonds, die mit „goldenen Aktien“ an der Bank Austria beteiligt sind. Der Pakt mit den Italienern besteht aus zwei Teilen:
•Ab 2012 kann das Österreich-Geschäft der Bank Austria vom Osteuropa-Bereich getrennt werden. Allerdings muss der Sitz der Osteuropa-Sparte zunächst in Wien bleiben. Profumo hatte zuletzt eine Aufteilung der Bank Austria abgelehnt, denn dies würde zu Doppelgleisigkeiten und damit zu höheren Kosten führen.
•Ab 2016 kann die Osteuropa-Zentrale von Wien in eine andere Stadt verlegt werden.

Bedingung ist aber, dass die AVZ-Stiftung und der Betriebsratsfonds der Bank Austria einer Abwanderung zustimmen. Von beiden Institutionen war gestern zu hören, dass sie einen solchen Schritt kategorisch ausschließen. Notfalls würde man juristische Schritte ergreifen.

Nachteil wegen Bankensteuer

Allerdings hatte Profumo bereits Ende Juli angedeutet, dass in Italien darüber nachgedacht wird, der Bank Austria das Osteuropa-Geschäft zu entziehen, falls in Österreich eine Bankensteuer eingeführt wird. Er denke zwar nicht daran, den Bank der Regionen-Vertrag aufzuschnüren. Doch die Bankensteuer wäre „höhere Gewalt“, so Profumo damals. Dann sei die Situation neu zu bewerten.

Im Gegensatz zu anderen Ländern plant die italienische Regierung keine Sondersteuer für Banken. UniCredit-Aktionäre und Politiker könnten vom neuen Bankchef fordern, das Ost-Geschäft von Wien nach Italien zu verlegen.

In Mailand heißt es, Profumos Nachfolger soll den Konzern nicht größer, sondern profitabler machen. Analysten spekulieren, dass in Osteuropa Verlustbringer wie die Kasachstan-Tochter verkauft werden. Auch in Österreich sind Einschnitte nicht auszuschließen. Schließlich hatte Profumo mehrmals betont, dass das Österreich-Geschäft der Bank Austria keinen allzu großen Profit abwerfe.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2010)

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