Corona-Impfung

Polnische Bischöfe gegen Vakzine mit Zelllinien abgetriebener Föten

Auch in Polen ist die nationale Impfkampagne - hier im Nationalstadion in Warschau - in die Gänge gekommen.
Auch in Polen ist die nationale Impfkampagne - hier im Nationalstadion in Warschau - in die Gänge gekommen.REUTERS
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Der Vatikan hatte die Vektor-Impfungen gegen das Coronavirus - etwa von AstraZeneca oder Johnson&Johnson -, die mithilfe fötaler Zelllinien hergestellt wurden, als ethisch zulässig bezeichnet.

Polens katholische Bischofskonferenz hat "ernste moralische Einwände" gegen die Corona-Impfstoffe der Pharmaunternehmen AstraZeneca und Johnson & Johnson erhoben. Der Vorsitzende der Bioethik-Expertengruppe der Bischofskonferenz, Weihbischof Jozef Wrobel, kritisierte am Mittwoch, dass Zelllinien abgetriebener Föten für die Herstellung beider Vakzine verwendet würden, wie Kathpress meldet.

Katholiken sollten deshalb einer Impfung mit ihnen nicht zustimmen, außer sie seien etwa aus beruflichen Gründen dazu verpflichtet oder hätten keinen anderen Impfstoff zur Auswahl. Dann dürften sie diese Präparate "ohne moralische Schuld nutzen".

Mit derselben Begründung hatte bereits unter anderem die US-Bischofskonferenz Katholiken empfohlen, den mRNA-Impfstoffen von Biontech-Pfizer und Moderna den Vorzug zu geben. Von einer Impfung mit den Vektor-Präparaten von AstraZeneca und Johnson & Johnson riet sie ab. Ein ausdrückliches Veto sprach sie aber nicht aus.

Vatikan hat auch Bedenken, befürwortet aber Impfung

Die vatikanische Glaubenskongregation hatte hingegen in einer Erklärung vom Dezember 2020 eine Impfung auch mit diesen Vektor-Impfstoffen als ethisch unbedenklich bezeichnet. Angesichts der jetzigen Corona-Pandemie "können alle Impfstoffe genutzt werden, die als medizinisch sicher und wirksam anerkannt sind", so die Glaubenskongregation. Sich impfen zu lassen bedeute "keine formelle Beteiligung an Abtreibung". Das heißt aber nicht, dass der Vatikan den Einsatz von Zelllinien von Föten befürworten würde. Pharmazeutische Unternehmen und Gesundheitsagenturen der Regierungen seien prinzipiell angehalten, ethisch akzeptable Impfstoffe zu produzieren, zu genehmigen und zu verteilen.

Für die Entwicklung der Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson wurden Zelllinien von einzelnen menschlichen Föten verwendet, die in den 1960er, 1970er und 1980er Jahren abgetrieben wurden. Fachleute betonen, dass nie ein Fötus mit dem Ziel abgetrieben worden sei, als Ausgangsmaterial für die Impfstoffproduktion zu dienen. Vielmehr würden diese Zelllinien immer wieder reproduziert und eingefroren und seien damit gleichsam "unsterblich".

Katholiken sollen „Widerstand zum Ausdruck bringen"

Nach dem katholischen Kirchenrecht zieht die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch die automatische Exkommunikation nach sich. Wrobel erklärte, die ausnahmsweise Zulässigkeit der beiden Impfstoffe bedeute nicht, dass man Abtreibung akzeptiere. Er verwies darauf, dass keine Schwangerschaft im Auftrag der Impfstoffhersteller abgebrochen worden sei. "Der Impfstoff ist mit der Abtreibung nur durch das biologische Material verbunden, das von ihr stammt", so der Bischof.

Katholiken müssten jedoch auf jede ihnen mögliche Weise "entschiedenen Widerstand gegen die Verwendung von biologischem Material unmoralischen Ursprungs bei der Impfstoffproduktion zum Ausdruck bringen, damit sie nicht als indirekte Befürworter von Abtreibung angesehen werden". Zum Beispiel sollten sie mit Briefen Institutionen widersprechen, die diese Impfstoffe beziehen oder vertreiben.

(APA)

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