Kurzarbeiter bilden sich kaum weiter

Nur 1,6 Prozent der Betriebe nützen Weiterbildungen.

Wien. Österreich arbeitet kurz: Ende März waren 486.000 Personen zur Corona-Kurzarbeit angemeldet. Im vorigen Jahr bezogen 1,2 Millionen Menschen Kurzarbeitsbeihilfe. Die Kurzarbeit, ein Erfolgsmodell, wie Regierung und Sozialpartner verlauten. Mit Oktober wurde die Corona-Kurzarbeit leicht adaptiert. Die Sozialpartner verankerten eine verpflichtende Bereitschaft zur Weiterbildung. Wer in Kurzarbeit ist, soll die frei gewordene Zeit möglichst nützen, um sich für die Zeit nach der Krise zu qualifizieren. 60 Prozent der Weiterbildungskosten übernimmt das Arbeitsmarktservice. Zusätzlich zur Kurzarbeitsbeihilfe.

Trotzdem stößt das Angebot auf bescheidenes Interesse. Lediglich 1,6 Prozent der Betriebe nahmen in der dritten Phase der Kurzarbeit (Oktober bis März) das Weiterbildungsangebot in Anspruch, wie die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos zeigt. Bis Ende Februar wurden demnach 1688 Kurse genehmigt. Im Februar war laut Arbeitsministerium fast eine halbe Million Menschen in Kurzarbeit. Für 956 Betriebe war eine Schulungskostenbeihilfe für Beschäftigte in Kurzarbeit genehmigt. Ein ähnlich geringes Interesse legt eine Untersuchung der Soziologin Nadia Steiber von der Universität Wien und dem Institut für Höhere Studien (IHS) nahe.

Sorge um Mitarbeiter

Die Neos führen das auf mangelnde Planungssicherheit zurück. Jede Woche würden andere Öffnungstermine verkündet. Als Folge würden Unternehmen nicht in Weiterbildung investieren. Die Kurzarbeit könne man aktuell nur für drei Monate beantragen, da würden Betriebe keine Weiterbildung für ein halbes Jahr eingehen, sagt Sozialsprecher Gerald Loacker. Außerdem: „Touristiker haben Sorge, dass sich ihre Arbeitskräfte in andere Branchen weiterbilden lassen. Sie haben Angst, die Leute zu verlieren.“ Die Neos wollen deshalb, dass man die Kurzarbeit an Weiterbildungsquoten knüpft.

Auch aus dem Arbeitsministerium heißt es dazu, dass viele Betriebe in der Erwartung, dass der Lockdown bald ein Ende hat, eher davor zurückschrecken, noch eine Ausbildung zu beginnen. (hie)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2021)

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