Ob Markus Söder Kanzlerkandidat wird, ist offen. Der erbitterte Machtkampf in der Union dauerte an. Dass die Mehrheit der Deutschen dem Bayern die Daumen drückt, ist hingegen sicher - und ziemlich bemerkenswert.
Markus Thomas Theodor Söder könnte die Union als Kanzlerkandidat in die nächste Wahl führen: Für diesen Satz wäre man im Sommer 2018 im politischen Berlin ziemlich sicher ausgelacht worden. An Söder klebte damals das Image des rechtspopulistischen Krawallmachers. Wie frühere CSU-Politiker auch galt er dem Wähler jenseits des Weißwurstäquators als wenig vermittelbar. Söder war damals nicht einmal in der weiß-blauen Heimat ein Liebling der Massen. Umfragen wiesen ihn als unbeliebtesten der 16 Ministerpräsidenten aus, seine erste bayrische Landtagswahl endete, nach CSU-Maßstäben, im Fiasko.
Keine drei Jahre später ist nichts wie damals. Am wenigsten Söder. Der Franke mutierte vom stramm konservativen Landesvater und Merkel-Kritiker zum bienenzüchtenden Natur- und Klimaschützer, der einem schwarz-grünen Bündnis viel „Charme“ zubilligt. Bilder bezeugen den Wandel: Zuerst hielt Söder Kruzifixe in die Kamera, dann umarmte er medienwirksam Bäume. Söder führt inzwischen auch den Angela-Merkel-Fanklub an. Zumindest versucht er öffentlich, den Eindruck zu erwecken, dass niemand die Kanzlerin so bewundert, wie er das tut. Vor allem aber sonnt sich der 54-jährige Nürnberger in diesem Frühjahr in Beliebtheitswerten, wie sie sonst nur die Kanzlerin erreicht.