Suchaktion

Indonesisches U-Boot samt Besatzung vor Bali gesunken

Das vermisste indonesische U-Boot "Nanggala-402" 2015 in der Javasee.
Das vermisste indonesische U-Boot "Nanggala-402" 2015 in der Javasee. (c) U.S. Navy
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Die Marine sucht das U-Boot mit 53 Menschen an Bord. Es dürfte aber in 700 Metern Tiefe am Meeresboden liegen, dafür ist es nicht ausgelegt. Singapur, Indien und Australien könnten bei der Suche helfen. Das Boot wurde Ende der 1970er in Deutschland gebaut.

Nördlich von Bali wird ein U-Boot der indonesischen Marine vermisst. Das vor rund 40 Jahren in Deutschland gebaute Unterseeboot KRI Nanggala-402 sei vermutlich gesunken, zitierte die Zeitung "Kompas" am Mittwoch den Militärsprecher Hadi Tjahjanto. Der Kontakt sei gegen 4.30 Uhr früh (Ortszeit) abgebrochen, dann sei das U-Boot etwa 95 Kilometer vor der Insel Bali verschwunden. Möglicherweise befinde es sich in einer Mulde auf dem Meeresboden in etwa 700 Metern Tiefe, hieß es.

"Wir suchen immer noch in den Gewässern vor Bali, 60 Meilen vor Bali, nach 53 Menschen“, schrieb der Militärchef Hadi Tjahjanto der Nachrichtenagentur Reuters per Text-Nachricht.

Die indonesische Marine ist mit Kriegsschiffen im Einsatz. Zudem seien Singapur, Indien und Australien um Hilfe bei der Suche gebeten worden, weil sie U-Boot-Rettungsschiffe besäßen.

Das fast 1400 Tonnen schwere und mit diesel-elektrischem Motor angetriebene U-Boot Nanggala-402 wurde Ende der 1970er-Jahre in der Howaldtswerke-Deutsche Werft in Kiel gebaut und ging 1981 in Betrieb. Es basiert auf dem klassischen, vielfach exportierten deutschen Typ 209 und wurde von 2010 bis 2012 in Südkorea bei Daewoo Shipbuilding überholt und modernisiert. Neben Torpedos ist es Berichten zufolge auch mit französischen Exocet-Seezielraketen bestückt, die im getauchten Zustand abfeuerbar sind.

Torpedo explodiert?

Die maximale Tauchtiefe der Typ-209-Boote liegt bei 500 Metern, das ist deutlich unter den mutmaßlich 700 Metern, die jetzt für das indonesische Boot als Lage auf dem Meeresboden in der Balisee angegeben wurden. Allerdings sind nicht alle 209er-Varianten auch für diese Tiefe gehärtet, und so wird die Tauchtiefe der Nanggala mit rund 260 Metern angegeben. Das Boot muss also beim Absinken zerdrückt worden und aufgeplatzt sein. Ein Überleben der Mannschaft ist unwahrscheinlich

Womöglich gab es aber schon vorher eine Explosion: Ein Marinesprecher sagte nämlich, dass das Boot unmittelbar nach einem Testschießen mit scharfen Torpedos verschwunden sei, dazu sei dann kein Bericht mehr von dem Boot gekommen. Womöglich ging ein Torpedo beim Start hoch.

Früher hatte Indonesien eine Flotte von bis zu 12 U-Booten aus der Sowjetunion in Betrieb. Mittlerweile sind es nur noch fünf: zwei der besagten Klasse 209 ("Cakra"-Klasse in der indonesischen Nomenklatur) sowie drei ziemlich neue der Nagapasa-Klasse, die aber letztlich auch auf der 209 fußen.

Das Drama vor Argentinien

Bergungen aus großer Tiefe sind extrem schwierig. Im November 2017 war das argentinische U-Boot "ARA San Juan" mit 44 Seeleuten an Bord auf der Fahrt von Ushuaia im äußersten Süden Argentiniens nach Mar del Plata im Norden des Landes verschwunden. Zuvor hatte es technische Probleme an Bord gegeben - die Rede ist heute von einer Explosion der Batterien nach Eintritt von Meerwasser.

Das Boot war auch in Deutschland gebaut worden, Indienststellung 1985, aber es handelte sich um ein komplett anderes Boot der Klasse TR 1700 der Nordseewerke in Emden.

Eine wochenlange internationale Suche, die auch durch Daten aus Österreich befeuert wurde, blieb erfolglos. Eine Suchmannschaft der privaten US-Firma Ocean Infinity hat das gesunkene U-Boot erst ein Jahr später in mehr als 900 Metern Tiefe vor der patagonischen Küste geortet. Die Regierung schloss eine Bergung des Schiffes damals aus. Argentinien verfüge nicht über die technischen Möglichkeiten und die Kosten seien enorm, hieß es zur Begründung. Bisher hat sich trotz Protesten im Land auch nichts weiter dazu getan.

(APA/dpa/wg)

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