Impfstoff-Lieferungen

EU bereitet rechtliche Schritte gegen AstraZeneca vor

Leere Impfampullen in einem Impfzentrum im bayerischen Rosenheim.
Leere Impfampullen in einem Impfzentrum im bayerischen Rosenheim.APA/AFP/CHRISTOF STACHE
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Die Lieferprobleme beim Pharmakonzern AstraZeneca trotz aufrechter Verträge haben die Impfpläne einiger EU-Länder zurückgeworfen. In Großbritannien gab es hingegen keinen Mangel.

Die EU-Kommission bereitet Insidern zufolge gegen den Pharmakonzern AstraZeneca wegen der Lieferprobleme bei dessen Corona-Impfstoff rechtliche Schritte vor. So solle gesichert werden, dass der Hersteller die für das zweite Quartal vertraglich gesicherten Dosen liefere, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Zuerst hatte das Magazin "Politico" darüber berichtet. Von AstraZeneca war zunächst keine Stellungnahme erhältlich.

Am Mittwoch hatten sich Gesandte der EU-Länder getroffen. Dabei habe die Kommission die Absicht erwähnt, rechtliche Schritte einzuleiten, sagte ein EU-Diplomat. Ein anderer Insider sagte, die EU-Länder müssten entscheiden, ob sie mitzögen. Es gehe um die Erfüllung der Lieferungen bis zum Ende des zweiten Quartals. Der Konzern hatte der EU 180 Millionen Dosen für diesen Zeitraum zugesichert. Zwischen der EU und AstraZeneca war wegen Lieferproblemen beim Corona-Impfstoff ein Streit entbrannt, weil der schwedisch-britische Konzern weniger Dosen des Vakzins geliefert hatte als erwartet.

Im ersten Quartal: 120 Millionen Dosen bestellt - 30 Millionen geliefert. Zweites Quartal: Vorgesehen waren 180 Millionen, geliefert wurde nur etwa ein Drittel. Das Vertrauen der EU in den Pharmakonzern AstraZeneca ist geschwunden. Das könnte nun nicht nur rechtliche Schritte nach sich ziehen, sondern auch künftige Impfstoffbestellungen beeinflussen. Anfang der Woche gab es zu diesem Thema erstmals deutliche Worte vonseiten der EU-Kommission. Die Union solle sich auf jene Hersteller konzentrieren, die sicher und verlässlich liefern, sagte Innenkommissar Thierry Breton im französischen Fernsehen. Und er betonte, dass es dabei nicht um medizinische Argumente der Wirksamkeit oder Verträglichkeit gehe. Es sei ausschließlich eine Frage der Planungssicherheit und Verlässlichkeit.

Die EU, ein Impfstoff-Nettozahler

Die Europäische Union (EU) hat laut Insidern unterdessen mehr Impfdosen gegen das Coronavirus exportiert als ihre Mitgliedsstaaten erhalten haben. Die EU habe rund 37 Millionen Dosen Vakzin mehr an andere Länder geliefert als sie von Drittstaaten bekommen habe, sagen mit den entsprechenden Daten vertraute Personen. Demnach seien lediglich 133 Millionen Dosen Impfstoff in die EU gelangt. Die Euro-Länder hätten jedoch 170 Millionen Dosen exportiert. Großbritannien zum Beispiel habe keine Impfstoffdosen an die EU geliefert.

(Reuters)

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