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Deutschland: Trittin warnt davor, Laschet zu unterschätzen

Jürgen Trittin
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CDU-Chef Laschet habe die "Machtfrage rumpelig, aber brutal gestellt", meint der frühere grüne Umweltminister. Türkis-Grün prophezeit Trittin, dass "die eigentliche Probe" noch bevorsteht.

Der deutsche Grünen-Politiker Jürgen Trittin warnt in einem Interview mit dem "Kurier" (Samstagsausgabe) davor, den Kanzlerkandidaten der Union Armin Laschet zu unterschätzen. Laschet habe die "Machtfrage rumpelig, aber brutal gestellt und sie für sich entschieden", so der ehemalige deutsche Umweltminister und Bundestagsabgeordnete. Laschet repräsentiere das Interesse der CDU als Organisation und CSU-Chef Markus Söder sei eben nicht in der CDU, so Trittin.

"Zudem befürchten viele, dass der CDU Ähnliches droht wie der ÖVP, nämlich Politik losgelöst von der Partei zu machen. Da sind sich Markus Söder und Sebastian Kurz sehr ähnlich", konstatiert Trittin. Das lange Zögern der Grünen sich zu einer Kanzlerkandidatur zu bekennen, verteidigt er mit dem Verweis auf den damaligen FDP-Chef Guido Westerwelle, der 2009 Kanzler werden wollte, obwohl dessen Partei damals bei nur fünf Prozent gestanden sei. "Wenn man das leichtfertig spielt, macht man sich schnell lächerlich", so Trittin.

"Usurpation der ÖVP ist an Grenzen gekommen"

Der türkis-grünen Koalition prophezeit Trittin, dass "die eigentliche Probe" dieser Koalition noch bevorstehe wegen des in die Krise geratenen Politikmodells der Liste Kurz. "Diese Usurpation der ÖVP durch eine kleine Truppe politischer Manager ist an seine Grenzen gekommen. Wenn man sich ansieht, wie Posten über Nachrichten und SMS verteilt werden, sind das Dinge, die einem aufrechten österreichischen Konservativen - und ich kenne einige - die Fußnägel aufrollt", so Trittin.

Einen koalitionsfreien Raum werde es bei einer Koalition der Grünen in der Bundesrepublik nicht geben, betont er. "Bei allen Gegensätzen zu uns in der Flüchtlingspolitik, CDU und CSU legitimieren sich nicht in einem Wettlauf über die mieseste Politik gegenüber Zuwanderern, wie es die Liste Kurz gegenüber der FPÖ gemacht hat", so Trittin. So sei die Union breiter aufgestellt und habe gesehen, was passiert sei, als Söder diese Karte gespielt hätte, und das schlechteste Ergebnis der Geschichte der CSU in Bayern eingefahren habe.

Dennoch zeigt sich Trittin optimistisch, dass es in Deutschland zu einer Koalition der Grünen mit der Union kommen könnte, denn "die Zeit ist über die Positionen der Union einfach hinweggegangen. Die deutsche Industrie und Energiewirtschaft wollen heute schneller aus der Kohle aussteigen, als die CDU". Einfach werde dies aber nicht, da Laschet immer "am Gängelband des starken Mannes aus Bayern hängen" werde. Die Grünen würden also immer zwei Mal verhandeln müssen, das unterscheide sich nicht von den anderen möglichen Koalition "mit einer demoralisierten SPD und einer unentschlossenen und zerstrittenen Linken" oder gar mit der FDP.

(APA)

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