Auftaktspiel

Österreich besiegt Nordmazedonien: Die historische Nacht von Bukarest

Große Freude und Erleichterung nach dem Auftaktsieg gegen Nordmazedonien beim ÖFB-Team.
Große Freude und Erleichterung nach dem Auftaktsieg gegen Nordmazedonien beim ÖFB-Team.GEPA pictures
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Österreich bezwingt Nordmazedonien zum Auftakt mit 3:1 und feiert erstmals in der Geschichte einen Sieg bei einer Europameisterschaft. Franco Fodas Risiko wurde belohnt, das Achtelfinale winkt.

Österreichs Nationalteam ist Sonntagabend Historisches gelungen. Die Mannschaft von Teamchef Franco Foda gewann in Bukarest ihr EM-Auftaktspiel gegen Nordmazedonien mit 3:1 (1:1). Für das ÖFB-Team trafen Stefan Lainer (18.), Michael Gregoritsch (78.) und Marko Arnautović (89.). Den zwischenzeitlichen Ausgleich der Nordmazedonier hatte Goran Pandev (28.) erzielt. Es war Österreichs erster Sieg bei einer Euro im siebenten Anlauf. Bei den Endrunden 2008 und 2016 war man jeweils ohne vollen Erfolg geblieben.

Noch vor dem Anpfiff sorgte Franco Foda für eine Überraschung, nein, es war eigentlich eine Sensation. Ausgerechnet im bislang wichtigsten Spiel seiner Amtszeit versuchte der Deutsche etwas völlig Neues. Er ließ seine Elf in einem 3-4-1-2 auflaufen, ein System, das er in den 35 Länderspielen zuvor noch nie erproben ließ. Dirigent der Dreierkette war David Alaba, der in seinem 82. Auftritt für das ÖFB-Team den Abwehrchef (wie bei Bayern) und zentralen Innenverteidiger gab – ein Novum. Und eine sehr gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Das sah auch die Uefa so, die den 28-Jährigen später als „Star of the match“ auszeichnete. Im Angriff blieb Marko Arnautović zunächst auf der Bank, dennoch war Saša Kalajdžić nicht die einzige Spitze. Neben ihm stürmte Christoph Baumgartner.

Ein Risiko? Nicht für Foda

Foda, für seine passive Idee von Fußball oftmals kritisiert, nahm also durchaus Risiko, das hatte dem 55-Jährigen im Vorfeld kaum jemand zugetraut. Er selbst sah es anders, sagte: „Für mich war es kein Risiko, sonst hätte ich es nicht gemacht. Aber wäre es in die Hose gegangen, hätten es die Journalisten als erstes hinterfragt.“ Ein Wagnis waren Aufstellung und System aber allemal, unter Wettkampfbedingungen wurde beides schließlich noch nie getestet.

Auftaktspiele bei Turnieren sind von unschätzbarer Wichtigkeit. Diese Erfahrung hatte Österreich zuletzt bei der EM 2016 gemacht, als die Equipe von Marcel Koller favorisiert gegen Ungarn 0:2 verlor. Der Erfolgsdruck wurde danach noch größer, das Team hielt diesem nicht stand und schied mit nur einem Punkt aus drei Spielen in der Gruppenphase aus.

Und jetzt, 2021? Mit Nordmazedonien wartete zum Auftakt wieder ein Underdog, der in der Qualifikation für diese EM zwei Mal (4:1, 2:1) bezwungen werden konnte. Auch dieser Abend in Bukarest begann vielversprechend. Nach zuletzt drei Spielen ohne Treffer war es Stefan Lainer, der in der 18. Minute den rot-weiß-roten Torbann gebrochen hatte. Der Gladbach-Legionär verwertete eine Flanke von Marcel Sabitzer hinter die letzte Abwehrkette der Nordmazedonier akrobatisch aus kurzer Distanz. Die über weite Strecken schwachen Darbietungen 2021, sämtliche System- und Personaldiskussionen, all das war für einen kurzen Moment vergessen.

Die Ruhe bewahrt

Dennoch musste Österreich lange um den ersten Sieg bei einer EM zittern. Nach einer Slapstick-Einlage (Hinteregger klärte unsauber und schoss Sabitzer an) landete der Ball im eigenen Strafraum und wurde zur Vorlage für Trajkovski. Der herauseilende Bachmann konnte den Ball nicht festhalten, Pandev staubte ab (28.).

Das ÖFB-Team verlor in einer teils hitzigen Partie jedoch nie den Fokus, intensivierte in Halbzeit zwei seine Offensivbemühungen. Foda tauschte nach knapp einer Stunde sein Sturmduo, Kalajdžić und Baumgartner wurden durch Arnautović und Gregoritsch ersetzt – beide Joker stachen. Zunächst verwandelte Gregoritsch nach perfekter Alaba-Vorlage (78.), dann setzte Arnautović nach Zusammenspiel mit dem laufstarken Laimer den Schlusspunkt (89.).

Der Sieg und die ersten drei Punkte stoßen die Tür zum Achtelfinale bereits weit auf, weil auch die vier besten der insgesamt sechs Gruppendritten aufsteigen. Am Donnerstag (21 Uhr) trifft Österreich in Amsterdam auf die Niederlande.

("Die Presse", Printausgabe 14.06.2021)

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