126 Menschen werden nach wie vor vermisst. Warum es zum teilweisen Einsturz des Gebäudes mit rund 130 Wohneinheiten gekommen ist, wird noch untersucht-.
Mehr als eine Woche nach dem Teileinsturz eines Wohnkomplexes im US-Bundesstaat Florida sind weitere Leichen in den Trümmern entdeckt worden. Einsatzkräfte hätten die beiden Toten am Freitag gefunden, sagte die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levin Cava. Damit steigt die offizielle Zahl der Todesopfer auf 22. Als vermisst galten noch 126 Menschen, wobei unklar ist, wie viele von ihnen sich zum Unglückszeitpunkt tatsächlich in dem Gebäude in Surfside nahe Miami aufhielten. Bereits am Donnerstag waren zwei Leichen gefunden worden, darunter die der siebenjährigen Tochter eines Feuerwehrmannes.
Der noch stehende Gebäudeteil soll nun abgerissen werden, wie Levin Cava ankündigte. Das Gebäude stelle eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit und Sicherheit dar, sagte sie. "Wir wissen, dass das Gebäude nicht stabil ist und abgerissen werden muss." Mit großer Sorge schauen die Behörden in Miami auch auf Hurrikan "Elsa", dessen Ausläufer die Region in den kommenden Tagen treffen könnten. "Es ist aber zu früh, um zu wissen, ob wir in Gefahr sind", sagte Levin Cava.
Abriss vor dem Sturm unmöglich
Fachleute fürchten, dass der Wind großen Schaden anrichten und die verbliebene Gebäuderuine sogar einstürzen könnte. Die Bürgermeisterin betonte aber, dass ein Abriss vor dem Sturm unmöglich sei. Höchste Priorität habe weiter die Suche nach Verschütteten. In den vergangenen Tagen waren mehrere hundert Retter rund um die Uhr im Einsatz - mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät. "Das ist so unerträglich für alle", sagte Levin Cava über die Ungewissheit und das Leid der Angehörigen.
Das Gebäude mit rund 130 Wohneinheiten war vor mehr als einer Woche aus noch ungeklärten Gründen teilweise eingestürzt. Die Menschen wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht. Am Donnerstag besuchte US-Präsident Joe Biden den Unglücksort. Er versprach eine gründliche Untersuchung des Vorfalls. Biden kam in Surfside nahe Miami mit Behördenvertretern zusammen, um sich über den aktuellen Stand des Rettungseinsatzes zu informieren, und sagte die volle Unterstützung des Bundes zu. Gemeinsam mit seiner Frau Jill traf er Rettungskräfte, um ihnen für ihren Einsatz zu danken.
„Schwierige ist, nicht zu wissen, ob jemand überlebt hat"
Der US-Präsident führte auch Gespräche mit Familien, die um das Leben ihrer Angehörigen bangen oder jemanden verloren haben. Nach einem Treffen mit Überlebenden und Verwandten der Vermissten sagte Biden: "Sie gehen durch die Hölle." Die Angehörigen seien "realistisch" und wüssten, dass die Überlebenschancen mit jedem Tag etwas geringer würden, sagte er. Viele seien auch besorgt, weil sie fürchten, ihre Lieben noch nicht mal ordentlich bestatten zu können.
Das Schlimmste sei jedoch die Ungewissheit. "Es ist schlimm, jemanden zu verlieren. Aber das Schwierige, das wirklich Schwierige, ist, nicht zu wissen, ob jemand überlebt hat oder nicht", sagte Biden. Der Präsident hatte sich für das Treffen mit den Angehörigen in Miami rund drei Stunden Zeit genommen. "Ich fand es wichtig, mit jedem Einzelnen zu sprechen, der mit mir sprechen wollte", sagte Biden.
(APA/dpa)