Frankreich

Le Pen mit Kurs auf den Elysée

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Die 52-jährige Rechtspopulistin Marine Le Pen wurde in Perpignan als Parteichefin bestätigt und visiert das Präsidentenamt an.

Perpignan/Paris. Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen ist beim Treffen ihrer Partei Rassemblement National (RN) am Sonntag im südfranzösischen Perpignan nahe der Grenze zu Spanien als Vorsitzende bestätigt worden. Sie erhielt 98,35 Prozent der Stimmen, wie der Europaparlamentarier Jérôme Rivière am Sonntag via Twitter mitteilte. Gegenkandidaten gab es nicht. Wie Medien berichteten, hatten die Parteianhänger bereits vor dem Treffen per Briefwahl oder Internet abgestimmt.

Le Pen, eine Tochter des früheren rechtsextremen Politikers Jean-Marie Le Pen (93), führt seit 2011 den Rassemblement National, der früher Front National geheißen hat. Medien zufolge will sie vom Herbst an den Vorsitz vorübergehend ruhen lassen, um sich auf die Präsidentenwahl im Frühjahr zu konzentrieren. 2017 hatte sie in der Endrunde um das höchste Staatsamt gegen Emmanuel Macron verloren.

Bei den Regionalwahlen vor einer Woche war ihre Partei trotz guter Umfragewerte leer ausgegangen und konnte keine Region für sich gewinnen. Dabei hatten die Chancen für die EU- und migrationskritische Partei gerade in Südfrankreich gut ausgesehen. Doch die Wahlbeteiligung blieb niedrig. Der RN büßte 30 Prozent seiner Wähler ein. Die Parteichefin ist in Erklärungsnot. Medien sprachen in Bezug auf das Treffen gar von einem „Parteikongress des Zweifels“. Die Parteispitze macht die niedrige Wahlbeteiligung, insbesondere unter Jungwählern und Arbeitern, für die Schlappe verantwortlich.

Beißende Kritik von Seiten des Vaters

Jean-Marie Le Pen hatte nach der Niederlage bei der Wahl gefordert, die Partei müsse ihre „Männlichkeit“ wiederfinden und zu früheren Grundsätzen zurückkehren. Er ist ist allerdings nur noch Beobachter, denn er wurde vor Jahren aus der Partei gedrängt, innerhalb derer Marine Le Pen sich an einer „Deradikalisierung“ versucht.

Man hatte das malerische Perpignan 120.000 Einwohner) als Veranstaltungsort gewählt, da der RN-Politiker Louis Aliot dort Bürgermeister ist. Zum Auftakt des Treffens protestierten am Samstag mehrere Hundert Menschen in den Straßen der Stadt. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.07.2021)

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