EM 2020

Italien erreicht EM-Finale: Die Rettung aus elf Metern

Euro 2020 - Semi Final - Italy v Spain
Euro 2020 - Semi Final - Italy v SpainPool via REUTERS
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Italien steht erstmals seit dem EM-Finale 2012 wieder in einem großen Endspiel. Der wankende Titelfavorit überlistete im Londoner Wembley-Stadion ein starkes Spanien im Elfmeterschießen.

Italien hat am Dienstagabend im Londoner Wembley-Stadion das Finale der Euro 2020 erreicht. Der Europameister von 1968 besiegte Spanien mit 4:2 im Elfmeterschießen. Die Führung der favorisierten Italiener durch Federico Chiesa (60.) glich der eingewechselte Álvaro Morata (80.) aus. Die Verlängerung verlief torlos – und im Elfmeterschießen vergab ausgerechnet Morata. Der zweite Finalist wird heute Abend (21 Uhr, live ORF 1, ZDF) zwischen England und Dänemark ermittelt.

Obwohl beide Teams im Turnierverlauf mitunter begeistern konnten, war das Spiel in der ersten Halbzeit noch arm an Highlights. Das lag vor allem daran, weil sich dieses Kräftemessen zu einem zähen Ringen um Ballbesitz entwickelte. Spaniens Teamchef Luis Enrique hatte eine Vorahnung: „Italien ist auch ein Team, das den Ball haben will. Unser Ziel ist aber klar: Wir brauchen den Ball, wir wollen den Ball.“ Tatsächlich war das Spielgerät dann öfters in den Reihen der Spanier zu finden (65 Prozent), die erstmals in Minute 13 nach schöner Kombination über Busquets, Pedri und Oyarzabal in Erscheinung traten.

Die beste Chance der ersten Halbzeit fand dann Olmo vor, Italiens Torhüter Donnarumma musste entscheidend eingreifen (25.). Die „Squadra“, als einziges Team mit fünf Siegen ins Halbfinale vorgedrungen, ließ wenig von ihrem bisherigen Glanz erkennen. Im Spiel nach vorn konkret wurde die Auswahl von Roberto Mancini erst kurz vor dem Pausenpfiff, als Linksverteidiger Emerson – er vertrat den verletzten Spinazzola – die Latte traf (45.).

Spanien spielt - Italien trifft

Mit Wiederbeginn aber fielen einige offensive Hemmungen, vor allem Spanien intensivierte seine Bemühungen und kam einem Torerfolg durch Busquets nah (53.). Die Iberer kontrollierten diese Begegnung, belohnten sich aber lange nicht für ihren Aufwand.

So war es auf der Gegenseite Chiesa, der Italien entgegen dem Spielverlauf in der 60. Minute in Führung brachte. Einen schnell vorgetragenen Konter schloss der 23-jährige Stürmer von Juventus Turin sehenswert per Schlenzer ins lange Eck ab. Chiesa hatte bereits im Achtelfinale gegen Österreich getroffen.

Spaniens Antwort hätte Oyarzabal nur fünf Minuten später geben können, anstatt per Kopf aus kurzer Distanz auf 1:1 zu stellen, segelte der Mann von Real Sociedad aber am Ball vorbei. Bei seinem Klub hatte Oyarzabal in den vergangenen vier Saison stets zweistellig getroffen, in Spaniens Team erwies sich die Effizienz letztlich als großes Problem. Italien vergab die mögliche Vorentscheidung durch Berardi (68.), so kam Spanien durch einen Treffer von Joker Morata – er ersetzte den unglücklichen Oyarzaball – zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit doch nochmals zurück.

Das Drama vom Punkt

Für Spanien war es die dritte Verlängerung in Folge (Kroatien, Schweiz), für Italien die insgesamt zweite nach dem Achtelfinale gegen das ÖFB–Team. Auch in den zusätzlichen 30 Minuten war die „Furia Roja“ das bessere Team, doch es blieb beim 1:1. Im Elfmeterschießen vergaben zunächst Locatelli (Simón parierte) bzw. Olmo (Schuss über das Tor). Ausgerechnet Morata scheiterte als vierter Schütze der Spanier an Donnarumma – und Jorginhos Treffer öffnete die Tür zum Finale.

("Die Presse", Printausgabe 08.07.2021)

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