Bürgerrechtler in China begrüßen Entscheidung des Nobelpreis-Komitees. Die Auszeichnung ehre symbolisch den gesamten Demokratisierungsprozess in China.
Die Vergabe des Friedensnobelpreises an den inhaftierten Bürgerrechtler Liu Xiaobo haben chinesische Intellektuelle als Ermutigung für die demokratischen Kräfte in China gewertet. Dissidenten begrüßten in Peking die Auszeichnung, die den Druck auf die chinesische Regierung verstärke.
Seine Frau Liu Xia berichtete kurz vor der Verleihung, Liu Xiaobos geistige Verfassung sei recht gut, doch leide er in der Haft immer wieder unter Magenproblemen. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er den Nobelpreis gewinnen würde", sagte Liu Xia der Nachrichtenagentur dpa. "Deswegen ist es umso schwerer, mir vorzustellen, wie sich alles entwickeln wird, nachdem er ihn bekommen hat."
In diesem Frühjahr war Liu Xiaobo von Peking in das weit entfernt gelegene Jinzhou Gefängnis in der nordostchinesischen Provinz Liaoning verlegt worden. Die Staatssicherheit hatte seine Frau Liu Xia am Abend vor der Vergabe des Friedensnobelpreises wegen des großen internationalen Medieninteresses aufgefordert, Peking zu verlassen, doch weigerte sie sich.
Mehrere Bürgerrechtler begrüßten die Auszeichnung. "Es ist eine Ermutigung für die Demokratiebewegung", sagte der langjährige Rechtsaktivist Yao Lifa der dpa. "Die internationale Gemeinschaft zeigt, dass sie sich um jene sorgt, die in China in der Demokratiebewegung mitarbeiten und die Menschenrechte voranbringen wollen."
Der Regimekritiker Bao Tong zeigte sich wenig überrascht über die Auszeichnung. "Natürlich hat er ihn verdient", sagte der frühere enge Mitarbeiter des 1989 gestürzten, reformerischen Parteichefs Zhao Ziyang der dpa. "Es zeigt, dass die Bemühungen der chinesischen Bürger, ihre eigenen Rechte geltend zu machen, das Verständnis, die Aufmerksamkeit und Ermutigung durch die internationale Gemeinschaft gewonnen haben."
"Er hat es verdient", sagte auch der Bürgerrechtler Teng Biao. "In den vergangenen 20 Jahren hat Liu Xiaobo friedlich für Demokratie und Menschenrechte gekämpft." Die Auszeichnung ehre symbolisch den gesamten Demokratisierungsprozess in China. "Es wird den Ruf in der Zivilgesellschaft nach politischer Reform ermutigen."
Mit der Auszeichnung werde ein "wichtiger Verteidiger der Menschenrechte" anerkannt, erklärte UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay. "Wir begrüßen die Anerkennung der sehr wichtigen Rolle, welche die Verteidiger der Menschenrechte in China und zahlreichen anderen Ländern spielen", erklärte sie. Pillay würdigte den "Mut" von Liu und anderen Verteidigern der Menschenrechte, die für ihre Überzeugungen die Stimme erheben.
Der Dalai Lama hat China gebeten, Liu Xiaobo aus der Haft zu entlassen. Das Oberhaupt der Tibeter im Exil sagte in einer in Neu Delhi veröffentlichten Erklärung weiter, der Friedensnobelpreis sei eine Anerkennung der internationalen Gemeinschaft für die lauter werdenden Stimmen in China, die Reformen forderten.
(Ag.)