Corona

Erster Leitfaden für Long Covid

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Minister Mückstein hat mit Experten einen Leitfaden für Ärzte im Umgang mit Long Covid präsentiert. Betroffen sind vor allen Jüngere.

Wien. Zehn bis 14 Prozent der Corona-Infizierten sind von Langzeitfolgen – dem sogenanntem Long Covid – betroffen. Vor allem Jüngere und Frauen leiden darunter, sagte Susanne Rabady, Vizepräsidentin der Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) auf einer Pressekonferenz in Wien am Freitag.

Dabei wurde ein Leitfaden für Ärzte zur Erkennung und Behandlung der vielschichtigen Symptome präsentiert. „Diese Erkrankung ist nicht zu unterschätzen, sie wird unser Gesundheitssystem sehr fordern“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). In Österreich seien geschätzt 60.000 bis 90.000 Menschen betroffen.

„Die Impfung ist der beste Schutz vor Long Covid“, sagte Mückstein. Die Impfraten gingen zurück und hätten sich in den vergangenen drei Wochen verringert, gleichzeitig gebe es mehr jüngere Infizierte. „Selbst wenn sie nicht im Spital landen, haben sie ein hohes Risiko, an Long Covid zu erkranken“, so Mückstein.

Die Studienlage zu Long Covid sei „immer noch relativ dürftig“, sagte Rabady. Die Kollegen in der Praxis hätten eine Hilfestellung gebraucht. Rund 200 verschiedene Symptome wurden unter dem Begriff Long Covid bisher erfasst. Darunter sind Atemnot, anhaltender Husten, Muskelschmerzen und starke Erschöpfungszustände (Fatigue-Syndrom) bis hin zu Depressionen.

Zunächst geht es laut Rabady in dem Leitfaden um das Erkennen der Ursache und ob ein Zusammenhang mit einer Corona-Infektion besteht. In weiterer Folge müsse geklärt werden, „wie schwer das Problem ist“. Dazu gibt es Hilfsmittel, „die stellt unsere Leitlinie auch zur Verfügung. Das wichtigste ist das professionelle Gespräch mit dem Patienten.“ Schließlich helfe die Leitlinie auch zu entscheiden, „wann und ob eine weitere Abklärung notwendig ist“.

Die fachspezifische Betreuung sei so gedacht, „dass der praktische Arzt zuweist“, sagt Ralf Harun Zwick, Ärztlicher Leiter der Ambulanten Internistischen Rehabilitation der Therme Wien. Danach werde sich beispielsweise ein Pneumologe um Schäden an der Lunge kümmern. In der Rehabilitation gehe es um „Pacing“, das bedeute, „einen Schrittmacher zu finden“. Dabei werde ein niedriger Reiz gesetzt, dieser aber Schritt für Schritt gesteigert. „Damit erreichen wir große Erfolge.“

„Junge haben sich Parties verdient“

„Leider wurden die Betroffenen in den Entstehungsprozess dieser Leitlinien nicht involviert“, kritisierte Alexa Stephanou von der Selbsthilfegruppe Long Covid Austria. Die Initiative werde demnächst ein Feedback zu den Guidelines liefern.

Am Rande der Pressekonferenz nahm Mückstein auch zu den mittlerweile mehr als 300 Corona-Infektionen nach einem für Österreicher organisierten Festival in Zrce (Kroatien) Stellung. Er habe keinen Einfluss auf Bedingungen von Events in Kroatien. „Nach dem, was wir gehört haben, sind es gute Sicherheitsstandards gewesen, ob sie in jedem Fall eingehalten worden sind, kann ich nicht beurteilen.“ Mückstein habe „überhaupt nichts gegen Partys, und die Jungen haben sich das verdient nach 16 Monaten Pandemie. Ich glaube, das ist auch ganz wichtig, aber halt unter maximalen Sicherheitsbedingungen, getestet oder noch viel besser doppelt geimpft.“ (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2021)

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