2015 scheiterte das Mehrheitswahlrecht in der ÖVP an einer Stimme. Nach jüngsten Ereignissen und der Zeit seit 2017 ergibt Kurz' damaliger Wunsch durchaus Sinn.
Er sei froh, in seinem Leben drei Dinge verhindert zu haben. Also sprach Andreas Khol, ehemaliger ÖVP-Klubobmann, ehemaliger Nationalratspräsident, vor wenigen Tagen aus Anlass seines 80. Geburtstages. Eines davon: das Mehrheitswahlrecht.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.
Das wird Sebastian Kurz anders sehen. Es ist erst sechs Jahre her. Die Junge ÖVP und ihr Obmann wollen beim 37. Parteitag ein „minderheitenfreundliches Mehrheitswahlrecht“ im neuen Programm verankern: Die stimmenstärkste Partei soll automatisch die Hälfte der Nationalratsmandate minus einer Stimme bekommen. Das geltende Verhältniswahlrecht produziere nur „Frust und Blockade“, argumentiert Kurz, der JVP-Chef.
Khol, der Seniorenchef, wirft sich in einer Brandrede in die Bresche. Die Idee sei nichts als ein „heißer Eislutscher“, ein „unzulässiger Kunstgriff“ zumal. Eine Partei habe die Mehrheit in den Wahlurnen zu erringen, nicht durch „juristische Wahltricks“. Die JVP scheitert an der Zweidrittelmehrheit – mit einer Stimme. Danach wurde Kurz von seinen Anhängern aufgefordert: Bleib dran, Sebastian! Das sei der „letzte Sieg von Andreas Khol“ gewesen.