Pizzicato

Linz bleibt Linz

Seit 115 Jahren ruht der Blick von Schneewittchen und den sieben Zwergen in der Grottenbahn auf dem Pöstlingberg auf Linz und den Strom, der sich um die Stadt windet.

Wie die Donau zog im Lauf der Zeit alles an ihnen vorbei: die megalomanischen Projekte des „Gröfaz“, der mit den „Hermann-Göring-Werken“, aus denen später die Voest hervorgehen sollte, den Ruf der Stahlstadt begründete; die Dämpfe und Schwaden der Industrie samt Schwefelgeruch; und nicht zuletzt die PR-Kampagnen zur Imagepolitur der Stadt.

Aus „In Linz beginnt's“ wurde „In Linz stinkt's“. Dass sich Linz so putzig auf Provinz reimt, ist Dichterfürst Stefan Zweig zu verdanken. 2009 schrieb das deutsche Feuilleton, dass Linz aus dem Dornröschenschlaf geküsst worden sei. Verflucht von Thomas Bernhard, gepriesen von Helmut Qualtinger: „In Linz müsste man sein.“

„Linz ist Linz“, so lautet nun die selbstironische Imagekampagne, die mit Klischees spielt und die Wogen an der Donau hochgehen lässt. Die Hipster jubeln, die Volksseele brodelt. Aus Anton Bruckner wurde „Tony“. „Cool“ oder „Denn sie wissen nicht, was sie tun“: Zwischen den Extremen oszilliert das Meinungsbild. Sicher ist dreierlei: „Wer nicht wirbt, stirbt.“ Ewig gültig: „Linz bleibt Linz.“ Last but not least: „Das Schönste an Linz ist der Pöstlingberg“ – und das behaupten nicht allein Mühlviertler. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2021)

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