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ORF-Wahl: Kandidaten präsentierten sich ORF III-Publikum

Ein Archivbild vom Talk der Kandidaten im Neos-Lab am 5. August.
Ein Archivbild vom Talk der Kandidaten im Neos-Lab am 5. August.APA/HERBERT NEUBAUER
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Weißmann gilt als Favorit. Er würde sich vor einer geheimen Abstimmung nicht fürchten. Amtsinhaber Wrabetz könnte sich vorstellen, das Publikum entscheiden zu lassen. Totzauer appelliert an die Stiftungsräte, keinem Druck nachzugeben.

Die Kandidatinnen und Kandidaten für den ORF-Generaldirektorenposten haben ein letztes Mal in der Öffentlichkeit ihre Konzepte präsentiert. Diesmal skizzierten sie am späten Montagnachmittag auf ORF III ihre Pläne für das größte Medienunternehmen des Landes. Die Entscheidung dürfte aber bereits zugunsten von Roland Weißmann, TV-Chefproducer und orf.at-Geschäftsführer, gefallen sein. Voraussichtlich kann er am Dienstag auf eine türkis-grüne Mehrheit im Stiftungsrat bauen.

Ein Losentscheid sah ORF 1-Channelmanagerin Lisa Totzauer als erste Vortragende vor. Dabei hatte sie wie die anderen Kandidaten 15 Minuten Zeit, um dem ORF-Publikum ihre Ideen näherzubringen. Sie betonte erneut, dass sie dem ORF, dem Publikum und der Unabhängigkeit verpflichtet sei. Sie hob den Stellenwert der Regionalisierung - wie es alle anderen Kandidaten tun sollten - hervor und pochte darauf, Pluralität abzubilden, um glaubwürdig zu sein.

Debatte um Abstimmungs-Modalitäten

Am Ende wandte sie sich an die 35 Stiftungsräte, die am Dienstag in offener Abstimmung darüber entscheiden, wer ab 2022 an der Spitze des ORF stehen wird. "Ich vertraue darauf, dass alle nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden werden und keinem Druck nachgeben, wie es in den letzten Tagen medial kolportiert wurde." Ob sie für eine geheime Wahl im Stiftungsrat sei, fragte Ingrid Thurnher, die Moderatorin der Präsentation. "Die Stiftungsräte sind unabhängig und wenn sie sich als solches betrachten, kann sie auch offen sein", meinte die ORF 1-Channelmanagerin.

"Ich würde mich vor einer geheimen Abstimmung nicht fürchten, wenn es rechtlich möglich wäre", gab TV-Chefproducer und orf.at-Geschäftsführer Roland Weißmann im Anschluss an seine ohne Überraschungen verlaufenen Präsentation preis. Er hob erneut hervor, einen Kulturwandel im Unternehmen vornehmen zu wollen. Der ORF müsse "digitaler, jünger und diverser" werden, so Weißmann. Als Alleinstellungsmerkmal des ORF erachtet er, nicht gewinnorientiert für die breite Masse als auch Nischen zu berichten und dabei die österreichische Identität zu stärken.

Der amtierende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sprach sich ebenfalls für eine geheime Wahl aus: "Das würde ich bevorzugen. Wenn der aussichtsreichste Bewerber, Weißmann, das auch schon so sieht, können wir es ja machen", meinte er. In Zukunft solle das Publikum über den Generaldirektorenposten entscheiden. Das wäre zwar schwer zu konstruieren, aber dennoch vernünftig, glaubte Wrabetz. "Auch der Stiftungsrat wird morgen nicht entscheiden, sondern hat meiner Meinung nach schon entschieden." Das sei zwar kein ungewöhnlicher Vorgang, aber es gehöre "schon dazu, dass man morgen noch die Chance hat, den Stiftungsräten ein Konzept zu präsentieren und diese dann frei und unabhängig eine Entscheidung zu treffen haben". Den Räten habe er ein klares Zukunftskonzept vorgelegt, von dem sich die Mitbewerber im Wesentlichen nicht unterscheiden würden. "Ich hoffe morgen auf die entsprechende Zustimmung im Stiftungsrat", sagte er abschließend.

Harald Thoma, der einzige externe Bewerber

ORF-Technik-Vizedirektor Thomas Prantner referierte sein Alleinstellungsmerkmal: die Reduktion der zentralen Direktionen auf drei Stück sowie den Abbau von Führungspositionen. Das bringe mehr finanziellen Spielraum, so der Bewerber. Die GIS-Gebühr sei in ihrer derzeitigen Höhe "genau richtig", womit er sich auch hier von Totzauer, Weißmann und Wrabetz unterschied, die allesamt eine Erhöhung gutheißen würden. Harald Thoma, der einzige ORF-externe Bewerber, der zum internen Hearing von zumindest einem Stiftungsrat eingeladen wurde, will die Gebühren in den nächsten zehn Jahren um mindestens zehn Prozent senken. Als einziger der Bewerber würde er einen der bestehenden linearen Kanäle - ORF Sport + - zu einem reinen Streamingkanal machen. Das Alleinstellungsmerkmal des ORF sei, Gebühren zu kassieren.

(APA)

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