Forschungsprojekt

Wiener Linien: Fahrgäste sollen Pakete zustellen

Wenn Fahrgäste ohnehin schon unterwegs sind, können sie doch auch gleich ein Paket mitnehmen. Ob sie das machen würden, wollen die Wiener Linien jetzt erheben.
Wenn Fahrgäste ohnehin schon unterwegs sind, können sie doch auch gleich ein Paket mitnehmen. Ob sie das machen würden, wollen die Wiener Linien jetzt erheben.Wiener Linien / Helmer
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Eine Studie soll klären, ob und unter welchen Bedingungen Passagiere auf ihren Fahrten Pakete mitnehmen würden.

Wien. Fahrgäste der Wiener Linien könnten doch eigentlich auch Paketboten sein. Sie fahren oft täglich die gleiche Strecke und könnten gleich etwas mitnehmen und an einem anderen Ort abgeben. Ja, diese Idee gibt es tatsächlich. Die Wiener Linien lassen derzeit untersuchen, ob Passagiere bereit wären, einen Teil der Paketzustellung im Rahmen ihrer Fahrten zu übernehmen.

Die Idee dahinter ist klar: Die Treibhausgase, die Zusteller mit ihren Fahrzeugen verursachen, könnte man bis zu einem gewissen Grad einsparen, indem auch Pakete mit dem öffentlichen Verkehr transportiert werden. Ideen und Projekte dazu gibt es schon länger – die Wiener Linien testeten etwa schon von 2005 bis 2007 mit der „Güterbim“ innerbetriebliche Transporte. 2019 wurde auch in Frankfurt am Main ein Pilotprojekt gestartet, bei dem Pakete in der Innenstadt mit der Straßenbahn zu einem Verteilerpunkt geführt und von dort per Lastenrad zu den Empfängern gebracht werden.

Der Plan der Wiener Linien, der gemeinsam mit Fraunhofer Austria getestet wird, geht aber weiter – dass nicht Paket-Straßenbahnen zu einem Knotenpunkt fahren, sondern dass die Wege der Fahrgäste einfach zu Verteilfahrten umgewidmet werden.

Möglich gemacht werden soll das über eine App. Sie soll die Wege eines Fahrgasts im öffentlichen Verkehr analysieren und dann Pakete vorschlagen, die genau auf diesem Weg transportiert werden sollen. Mittels QR-Code soll man sie bei eigenen Boxen abholen und auch wieder abgeben können.

Bezahlung oder Gutschein?

Aber warum sollten Fahrgäste das machen? Genau das wird nun zwei Monate lang online abgefragt. Ob es etwa eine Bezahlung geben soll oder ob auch Gutscheine oder Ermäßigungen bei anderen Unternehmen motivieren würden. Gleichzeitig prüfen Wiener Linien und Fraunhofer-Institut, welche Art von Boxen man verwenden könnte – und ob man auf bereits bestehende Infrastruktur zurückgreifen kann. Geklärt werden muss aber noch viel mehr, etwa, zu welcher Zeit ein Transport überhaupt sinnvoll ist – in überfüllten Straßenbahnen wohl nicht.

Bis Mai 2022 soll das Forschungsprojekt laufen. „Und dann“, sagt Wiener-Linien-Sprecherin Lisa Schmid, „schauen wir, wo es Potenzial gibt.“ Dass man aber groß ins Logistikgeschäft einsteigt, ist eher unwahrscheinlich. „Der Hauptfokus bleibt, dass unsere Fahrgäste gut ans Ziel kommen.“

Umfrage:https://de.research.net/r/kep-train-umfrage 

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2021)

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