Es ist schwer, sich die Band ohne Drummer Charlie Watts vorzustellen, doch die US-Tour ist fixiert.
Auf der Homepage der Rolling Stones empfängt einen ein wortloses Bild: Charlie Watts im feinen grauen Flanellanzug, im Gesicht sein typisches, leicht skeptisches Lächeln, das sich vor allem in den Falten um die Mundwinkel manifestiert. Noch im Tod ein Gentleman, sagt dieses Bild, und ähnliches sagen viele der Beileidsbekundungen von Kollegen. „Top drummer, dresser, gentleman“, schreibt etwa Ober-Mod Paul Weller, zum „most elegant and dignified drummer in rock and roll“ erklärt ihn Rockerin Joan Jett. „A lovely guy“ nennt ihn Sir Paul McCartney und „steady as a rock“. Als „soliden Grundstein der Stones“ hat ihn ja auch die „Presse“ in ihrem Nachruf bezeichnet.
Für die Band stellt sich nun die Frage: Wie weitermachen? Gewiss, sie hat schon den Tod von Brian Jones (1969) überstanden und auch den Ausstieg von Bassist Bill Wyman (1993), wiewohl Keith Richards diesen missbilligend kommentierte: „Die Rolling Stones verlässt man nur im Sarg.“ Doch auch wenn Watts eigentlich kein Gründungsmitglied der Stones war – er trat „erst“ am 12. Jänner 1963 zum ersten Mal mit ihnen auf – und nie einen Song für sie geschrieben hat, ist es schwer, sich die Band ohne ihn vorzustellen, wohl auch, weil er mit seinem Gleichmut oft dazu beigetragen hat, die Streithähne Jagger und Richards zu versöhnen. Und Ron Wood, seit 46 Jahren „der Neue“, hat – noch vor Watts' Tod – gesagt: „Charlie ist unser Motor. Und ohne unseren Motor fahren wir nirgendwo hin.“
US-Tour ab 26. September fixiert
Die Wiederaufnahme der US-Tour im Herbst ist freilich seit Langem fixiert, das erste Konzert ist am 26. September in St. Louis (Missouri) geplant. Und schon vor drei Wochen hatte die Band verlautbart, dass Charlie Watts wegen einer „kurzfristig notwendigen Operation“ nicht mitkommen könne, weil er sich mehrere Wochen erholen müsse. Er selbst habe seinen „großartigen Freund“ Steve Jordan gebeten, für ihn einzuspringen, sagte Watts. Das ist wohl aufrecht. Jordan – Afroamerikaner wie Bassist Darryl Jones, der seit Bill Wymans Ausstieg live dabei ist – hat unter anderem bei Chuck Berry und bei Keith Richards' Zweitband Expensive Winos gespielt, er passt sicher gut zu den Rolling Stones. (tk)