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Immofinanz plant bis zu 12.000 günstige Wohnungen

Auf den Dächern von Einkaufszentren soll preisgünstiger Wohnraum geschaffen werden.
Auf den Dächern von Einkaufszentren soll preisgünstiger Wohnraum geschaffen werden.FOLTIN Jindrich / WB
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Hälfte der eigenen Stop-Shop-Standorte soll überbaut werden. Bis zu 600.000 m2 Mietwohnungen sollen entstehen.

Die börsennotierte Immofinanz ist gut durch die Coronakrise gekommen und sieht sich mit einer Milliarde an liquiden Mitteln gut gerüstet für die Zukunft. Mit 228,6 Millionen Euro Konzerngewinn hat man das beste Halbjahresergebnis der letzten zehn Jahre erzielt. Der Vermietungsgrad ist hoch, die Mieterlöse stabil, die Finanzierungskosten niedrig. Künftig will der Büro- und Einzelhandelsspezialist auch 12.000 günstige Mietwohnungen errichten, auf den eigenen Stop-Shop-Retail-Parks.

Die Miete soll hier bei höchstens 10 Euro monatlich je Quadratmeter liegen. Die Verdichtung im Bestand soll durch modulare Holzbauweise erfolgen und besonders preiswert sein, weil man sich auch die Grundkosten spart. Bei den Wohnungsgrößen denkt man an 27 m2, 47 m2, 65 m2 und vereinzelt auch mehr, erläuterte Vorstandsdirektor Dietmar Reindl im Halbjahrespressegespräch. Insgesamt soll jeder zweite der derzeit 98 Stop-Shop-Standorte überbaut werden, bald sollen es 140 sein. Der Kapitalmarkt sehe das positiv, den Aktionären winke obendrauf noch eine Wohn-Rendite, sagte Finanzvorstand Stefan Schönauer.

Der Wert des gesamten Immofinanz-Portfolios stieg seit Jahresende von 4,98 Milliarden auf 5,09 Milliarden Euro, jener der Bestandsimmobilien wuchs von 4,43 Milliarden auf 4,57 Milliarden Euro. Die Bruttorendite aus den IFRS-Mieten lag bei 5,9 Prozent, auf Basis der Mietvorschreibungen bei 6,2 Prozent. Der Vermietungsgrad sei mit 94,1 Prozent robust, so Reindl, bei Büros lag er zuletzt bei 90,3 Prozent, im Einzelhandel bei 97,5 Prozent.

Für Zukunft gerüstet

Mit 967 Millionen Euro liquiden Mitteln plus einer Kreditlinie über 100 Millionen Euro sehe man sich gerüstet für die Zukunft, betonte Schönauer. Die Mieterlöse seien mit 145 Millionen Euro trotz Immo-Verkäufen stabil gewesen, das noch negative Immo-Verkaufsergebnis werde im zweiten Halbjahr positiv. Mit 38 Prozent sei die Verschuldung moderat, das stelle eine solide Basis für weiteres Wachstum dar. Der FFO 1 als Kennzahl für die operative Ertragskraft sei um 7,7 Prozent auf 64,4 Millionen Euro gestiegen, höher als 2019, vor Corona.

Das operative Ergebnis legte um 73 Prozent auf 103,3 Millionen Euro zu. 78,1 Millionen Euro Neubewertungen (im Vorjahr -159,2 Millionen) drehte das EBIT von -83,6 Millionen auf 155,9 Millionen Euro ins Plus. Das im Vorjahr mit 42,4 Millionen negative Finanzergebnis stieg auf 91,6 Millionen Euro ins Plus, durch Ergebnisanteile: Es drehten die Ergebnisanteile aus Equity-Beteiligungen von 6,4 Millionen auf 124,1 Millionen Euro. Davon entfielen 121,8 Millionen Euro auf die s Immo (85,3 Millionen Euro Wertaufholung durch Aktienkursanstieg, 6,5 Millionen auf den Ergebnisanteil).

Bei der s Immo will sich die Immofinanz als Hauptaktionär nach dem gescheiterten Plan einer Übernahme alle Möglichkeiten offen halten. "Wir sehen hier keinen unmittelbaren Handlungsbedarf und wollen uns alle Optionen offen halten", so Schönauer. Gescheitert ist die Übernahme ja, weil die in der s-Immo-Satzung verankerte Stimmrechtsbegrenzung nicht gekippt werden konnte. Über 60 Prozent des Aktienkapitals seien für die Aufhebung gewesen, nötig gewesen wären aber 75 Prozent, erinnerte Schönauer.

Hoher Gewinn dank Aufwertungen

Ob ein möglicher Verkauf des rund 26,5-Prozent-Anteils angedacht sei? "Wir haben in diese Richtung nie etwas gesagt", so Schönauer. Die s Immo sei eine "sehr gute Beteiligung und eine solide Investition", auch wenn sie nach der Coronakrise noch etwas brauche, um zur vollen Ertragskraft zurückzukehren. Die s Immo umgekehrt will ihren 13,4-prozentigen Anteil an der Immofinanz noch heuer abstoßen, hatte CEO Bruno Ettenauer erst am Montag in einem Aktionärs-Call gesagt.

Den hohen Halbjahresgewinn von 228,6 Millionen Euro, nach 120,4 Millionen Euro Verlust im Vorjahresvergleich, erzielte die Immofinanz auch dank hoher Immo-Aufwertungen. Bis Juni wurden 52,5 Millionen Euro positives Bewertungsergebnis aus Bestandsimmobilien erzielt, 2020 waren es bis Juni Abwertungen von 143,4 Millionen Euro. Die Wertsteigerungen entfielen großteils auf Büroobjekte in Österreich und Deutschland.

Das Ergebnis aus der Immo-Entwicklung drehte ebenfalls ins Plus, von minus 16,7 Millionen Euro auf plus 22,0 Millionen Euro, das Ergebnis aus Asset Management erhöhte sich leicht um knapp vier Prozent auf 106,8 Millionen Euro.

Der Hauptversammlung am 19. Oktober wird für 2020 eine auf 0,75 Euro/Aktie erhöhte Dividende vorgeschlagen, ursprünglich war eine Ausschüttung von 0,55 Euro/Aktie geplant gewesen. Mit der endgültigen Entscheidung, die am Montag gefallen ist, habe man die Halbjahreszahlen abwarten wollen, sagte Schönauer. Die Nachbesserung entspreche einer Mehrausschüttung von rund 24 Millionen Euro.

(APA)

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