Song der Woche

Disco und Tod im Wasser

Partisan Records
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Junge New Yorker: Das laut eigener Aussage von Pink Floyd und Yes (!) inspirierte Quintett Geese kommt aus Brooklyn und wurde im East Village, im Club „Berlin“, entdeckt.

Geese: „Low Era“. Wenn Männer, denen man anhört, dass sie normalerweise nicht im Falsett singen, dies auf einmal tun, hat das etwas zart Irritierendes, aber auch Faszinierendes an sich. Man denke an Mick Jagger, der 1978 in „Miss You“ seine hohen Register entdeckte. Das war damals eine Begleiterscheinung seiner Begeisterung für die Disco. Das dürfte es auch bei dieser Band sein, deren Debütsingle immerhin „Disco“ hieß, obwohl sie gar nicht so klang. In „Low Era“ sind zumindest Bass und Bassdrum wirklich funky, die Gitarren zumindest höchst nervös. Wie die Befindlichkeit des Sängers. Eine katastrophale Liebe hat ihn so sehr zerrüttet, dass er seinen Tod imaginiert. Einen Tod im Wasser: „Swimming alone in a sea-world wasteland, floating lifeless to the edge of the pool“, singt er, nun nicht mehr im Falsett, im Refrain. Wenn er dann sein eigenes Verrotten besingt, ist die Disco-Maschine voll im Betrieb. Irritierend, faszinierend.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2021)

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