Großbritannien

Familie des getöteten Abgeordneten: "Niemand sollte so sterben"

Trauerfeier in Leigh-on-Sea für den ermordeten David Amess.
Trauerfeier in Leigh-on-Sea für den ermordeten David Amess.APA/AFP/ADRIAN DENNIS
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Die Familie von David Amess will dessen politische Anliegen weiterverfolgen: „Werden überleben und im Namen dieses wunderbaren Mannes weitermachen."

Die Familie des getöteten britischen Abgeordneten David Amess will die Anliegen des Politikers weiterverfolgen. "Wir sind am Boden zerstört, aber wir werden überleben und im Namen dieses wunderbaren und inspirierenden Mannes weitermachen", schrieben die Angehörigen in einer Erklärung, die die Metropolitan Police am Sonntagabend veröffentlichte. "Niemand sollte so sterben. Niemand", hieß es in den Zeilen der Familie.

Amess war am Freitag während einer Bürgersprechstunde in den Räumen einer Methodisten-Kirche im Küstenort Leigh-on-Sea erstochen worden. Ein 25-jähriger Mann wurde unmittelbar nach der Tat vor Ort unter Mordverdacht festgenommen, inzwischen wird er wegen Terrorverdachts festgehalten.

Familie will politische Arbeit fortsetzen

Die Familie des getöteten Politikers versucht noch zu verstehen, was passiert sei. Sie will verschiedene Hilfsorganisationen, mit denen Amess zusammengearbeitet hatte, unterstützen und seine Bemühungen, Southend zu einer eigenständigen Stadt zu machen, weiter vorantreiben. Die Angehörigen riefen die Öffentlichkeit auf, dies ebenfalls zu tun.

Amess hinterlässt eine Frau und fünf Kinder. Der gläubige Katholik aus einer Arbeiterfamilie galt als erzkonservativer Brexit-Befürworter, der sich gegen das Recht auf Abtreibung und für Tierrechte einsetzte. Er war auch ein entschiedener Gegner der Fuchsjagd. Amess saß seit 1983 für die Tories im britischen Parlament, zuerst für den Wahlkreis Basildon, später für Southend West. Er war ein glühender Anhänger der "Eisernen Lady" Margaret Thatcher. 2015 wurde er zum Ritter geschlagen.

Auch die Labour-Abgeordnete Jo Cox war 2016 bei einer Bürgersprechstunde von einem Rechtsextremisten ermordet worden. Das Attentat ereignete sich nur wenige Wochen vor dem Brexit-Referendum. In einem im vergangenen Jahr veröffentlichten Buch klagte Amess noch darüber, wie die seit dem Mord an Cox gestiegenen Sicherheitsvorkehrungen "die großartige britische Tradition" der Treffen mit Bürgern erschwere. "Wir alle machen uns gerne verfügbar für die Bewohner unserer Wahlkreise und haben es oft mit Menschen mit psychischen Problemen zu tun. Es könnte jeden von uns treffen", so Amess damals.

(APA/dpa)

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