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Belarus-Route: Deutschland meldet fast 4900 Migranten im Oktober

Polizisten an der deutsch-polnischen Grenze
Polizisten an der deutsch-polnischen GrenzeREUTERS
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Die Zahl hat sich im Vergleich zum September verdoppelt. Und eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.

In den ersten vier Wochen im Oktober hat die deutsche Polizei 4.889 Migranten nach einer unerlaubten Einreise über Belarus (Weißrussland) und Polen registriert. Das waren mehr als doppelt so viele wie im September. Für das Gesamtjahr gab die Bundespolizei die Zahl der unerlaubten Einreisen auf der Belarus-Route am Freitag mit 7300 an.

Seit August sei die Bundespolizei an der deutsch-polnischen Grenze einem hohen Migrationsdruck ausgesetzt. "Eine Entspannung der Lage zeichnet sich derzeit nicht ab", erklärte die Behörde.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hatte im Frühjahr als Reaktion auf EU-Sanktionen erklärt, er werde Migranten in Richtung Europäische Union nicht mehr aufhalten. Die EU wirft ihm vor, die Menschen aus Krisengebieten regelrecht einzuschleusen. Polen, Litauen und Lettland haben mit verstärkter Sicherung der EU-Außengrenze nach Belarus reagiert. Trotzdem kommen Tausende Menschen durch bis nach Deutschland.

Nach einer starken Zunahme bis Mitte Oktober stagnierte die Zahl der Ankömmlinge im Bundesland Brandenburg nach Angaben der deutschen Polizei in den vergangenen Tagen. Ob dies für das gesamte Gebiet der deutschen Ostgrenze gilt, dazu wollte sie sich am Freitag nicht äußern.

Rechnerisch ergab sich aus den offiziell genannten Gesamtzahlen der vergangenen zehn Tage eine leichte Abschwächung. Für die Zeit vom 20. bis einschließlich 24. Oktober lässt sich ein Durchschnitt von 197 Personen pro Tag errechnen, in der Zeit vom 25. und 26. Oktober waren es rechnerisch jeweils 169, am 27. und 28. Oktober 153 pro Tag. Die täglichen Zahlen schwanken allerdings nach Angaben der Bundespolizei.

„Verantwortung für diese Krise liegt in Minsk"

Eine Außenamtssprecherin beschrieb die Lage für die Migranten im polnisch-belarussischen Grenzgebiet als "bedrückend". Humanitäre Hilfe sei nötig. "Die Verantwortung für die Auflösung dieser Krise liegt ganz klar in Minsk", betonte sie unter Verweis auf die belarussische Regierung. Jordanien habe nach eigenen Angaben bereits zahlreiche Charterflüge mit Migranten nach Belarus unterbunden.

Die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz erklärte, die deutsche Regierung unterstütze EU-Migrationskommissarin Ylva Johannsson, die Polen, Lettland und Litauen beim Grenzschutz finanziell helfen wolle.

(APA/dpa)

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