Opulentes Mietshaus. Erzherzog Maximilian mietete sich als Chef der Kriegsmarine in der Villa Lazarovich in Triest ein.
Stadtporträt

„Triest ist Wien am Meer!“

Allein anhand der Denkmäler in Triest lässt sich eine Geschichte der Stadt in all ihrer Widersprüchlichkeit erzählen. Ein Bericht über einen gelungenen neuen Reiseband.

Riccardo Illy, Italiens berühmter Kaffeeröster, war zweimal Bürgermeister der Stadt Triest und hielt offenbar, wie so viele Bewohner der Stadt, am alten Traum des untergegangenen k.u.k. Reiches fest. So kam es, dass im Oktober 1997 plötzlich viele Schaufenster der Stadt mit auf weinrotem Samt ruhenden Porträts von Kaiserin Elisabeth geschmückt waren. Die Stadt beging die Wiederkehr Sisis. Auf dem Bahnhofsplatz wurde nach langer Abwesenheit wieder ihr 1912 entstandenes Denkmal aufgestellt. 67 Jahre lang war es nicht zu sehen gewesen, schlummerte in einem Depot von Schloss Miramare.

Illy hatte das Comeback ermöglicht, am 18. August, dem Geburtstag Kaiser Franz Josephs, hatte er die Wiederaufstellung verkündet. Nun blickt Elisabetta also den ankommenden Reisenden wieder entgegen, als hätten sich die Zeiten nicht geändert. Das bronzene Denkmal zeigt die Kaiserin vor einem Thron, umgeben von einem Marmorrelief mit jubelnden Untertanen. Nur fünf Jahre war es einst an dem Platz gestanden, dann nahm die antiösterreichische Stimmung überhand, und es wurde verräumt.

Dass der Platz heute Piazza della Libertà heißt und damit an die Befreiungsbewegung von der österreichischen Herrschaft erinnert, gehört zu den Widersprüchlichkeiten dieser Stadt, die sich einerseits glühend nationalistisch-italienisch zeigen konnte, andererseits wie die gesamte Region Friaul und Venetien der habsburgischen Vergangenheit in nostalgischer Verklärung zugewandt ist. So kommt es, dass sich nur wenige Häuserblocks von Sisis Denkmal entfernt eine Gedenkstätte für Guglielmo Oberdan findet, der 1882 wegen eines gescheiterten Attentats auf Kaiser Franz Joseph hingerichtet wurde. Und von der Statue des Kaiserbruders Maximilian zu der des antihabsburgischen Freiheitskämpfers Nazario Sauro sind es überhaupt nur ein paar Schritte.

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