Luftangriff 2019

Vertuschung ziviler Opfer in Syrien? US-Militär weist Bericht zurück

Einer "New York Times"-Recherche zufolge, wurden bei einem Luftangriff 2019 angeblich 70 Zivilisten getötet. Das Zentralkommando dementiert.

Die US-Armee hat einen Medienbericht über angebliche Vertuschung ziviler Opfer von Luftangriffen in Syrien zurückgewiesen. Der fragliche Einsatz gegen Kämpfer der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS/ISIS) in 2019 sei "angemessen" gewesen, erklärte das Zentralkommando der US-Streitkräfte am Sonntag. Demnach waren "geeignete Schritte unternommen worden, um die Anwesenheit von Zivilisten auszuschließen".

Die "New York Times" hatte am Samstag eine Recherche veröffentlicht, wonach die US-Streitkräfte drei Bomben in der Nähe der Stadt Baghouz abgeworfen hatten. Dabei seien 70 Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, getötet worden. Im gesamten Krieg gegen den IS hatte es demnach nur wenige Vorfälle mit mehr zivilen Opfern gegeben - und dennoch habe das US-Militär den Vorfall nie öffentlich eingeräumt.

Vier Zivilisten getötet laut Zentralkommando

"Die Zahl der Todesopfer wurde heruntergespielt. Untersuchungsberichte wurden verzögert, geschönt und geheim gehalten. Von den Vereinigten Staaten geführte Koalitionstruppen haben den Explosionsort mit Bulldozern platt gemacht. Und führende Politiker wurden nicht informiert", heißt es in dem Bericht.

Das Zentralkommando reagierte nun mit einer ausführlichen Stellungnahme: Nach ersten Berichten über zivile Opfer sei damals eine Untersuchung eingeleitet worden. Diese kam demnach zu dem Schluss, dass neben 16 IS-Kämpfern mindestens vier Zivilisten getötet und acht verwundet wurden. "Wir übernehmen die volle Verantwortung für den unbeabsichtigten Verlust von Menschenleben", sagte ein Sprecher.

Frauen und Kinder keine zivilen Opfer

Allerdings fügte er hinzu, dass die Untersuchung damals "den Status von mehr als 60 weiteren Opfern" nicht abschließend habe feststellen können. Offenbar hätten einige Frauen und Kinder, "ob durch Indoktrination oder aus freien Stücken, beschlossen, in diesem Kampf zu den Waffen zu greifen" - und seien deshalb nicht als Zivilisten eingestuft worden.

Baghouz war die letzte große Bastion des IS in Syrien. Die Stadt wurde im März 2019 von den kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) mit US-Unterstützung eingenommen.

(APA/DPA)

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