Geschlechtergerechtigkeit

Internationaler Männertag - wozu?

Am 19. November ist internationaler Männertag.
Am 19. November ist internationaler Männertag.(c) Hannah Busing, unsplash
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Am 19. November findet der internationale Männertag statt. Welche Bedeutung hinter dem Aktionstag steht und wofür es ihn braucht.

November scheint der Monat der Männer zu sein. Neben dem Weltmännertag am 3. November wird am 19. November auch noch der internationale Männertag begangen.

Der Weltmännertag zu Monatsbeginn will auf Männergesundheit aufmerksam machen und das Bewusstsein für adäquate Gesundheitsvorsorge stärken. Zu Recht, denn psychische Gesundheit, Selbstmordprävention oder entsprechende Vorsorgeuntersuchungen für Prostata- oder Hodenkrebs kommen oft zu kurz. „Der eklatante Unterschied beim Gesundheitsbewusstsein hat natürlich mit den dahinterliegenden Bildern vom Mann, der keinen Schmerz kennt und keinen Arztbesuch braucht, zu tun“, erklärt Alexander Haydn, Psychotherapeut bei der Männerberatung Wien und der Beratungsstelle Männerinfo. Auch die jährliche Aktion Movember, bei der sich Teilnehmende einen Schnurrbart wachsen lassen, macht auf die Diskrepanz beim Gesundheitsbewusstsein, sowie der Lebenserwartung von Männern und Frauen aufmerksam, die laut Statistik Austria derzeit fünf Jahre auseinander liegt.

Das Bild vom sorgenden Mann

Soweit so gut. Zur Monatsmitte geht es jetzt um die gesellschaftliche Rolle von Männern. Positive Leistungen und Vorbildwirkungen von Männern in den Bereichen Familie, Bildung, Umwelt und Medien sollen aufgezeigt werden. Auf der Website des Aktionstages liest man von Geschlechtergerechtigkeit für Männer und Frauen und einer sicheren, besseren Welt für alle. Für Haydn bedeutet das eine Entwicklung weg von der toxischen Maskulinität hin zur „caring masculinity“, also einem sorgenden Männerbild, das nicht auf Konkurrenz und Wettbewerb basiert. Er konnte in den letzten Jahren bereits ein Umdenken beobachten: „Alleine, dass Männer über die Schwierigkeiten erzählen, Beruf und Kinder zu vereinen, bedeutet schon, dass eine Entwicklung stattgefunden hat.“ 

Das sorgende Männerbild müsse aber erst salonfähig werden. „Das kommt nicht von alleine, das muss man Menschen im Rahmen der Sozialisation beibringen.“ Auch darauf zielt der Aktionstag ab, den es 1999 erstmals in Trinidad Tobago gab, mittlerweile wird er von der UNO und mehreren Ländern, unter anderem Österreich, Deutschland, Kanada, Dänemark und den USA begangen. Motto des heurigen Aktionstages ist ein besseres Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Aufholbedarf sieht Haydn im pädagogischen Bereich: „In Schulen und Kindergärten gehört ein spezieller Fokus auf Genderstereotype gelegt, die müssen abgebaut werden.“ 

Wenn es gelingt, auch schon Kindern ein sorgendes Männerbild breitenwirksam zu vermitteln, „dann müssen wir mit erwachsenen Männern hoffentlich bald weniger über Gewalt, sondern mehr über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sprechen“, sagt Haydn in Bezug auf seine eigene täterbezogene Arbeit in der Gewaltprävention.

Was Männer gewinnen

Die Krise des modernen Mannes oder der Männlichkeit an und für sich ist in den letzten Jahrzehnten zum geflügelten Wort geworden. Haydn sieht das anders: „Wenn ich die letzten 50 Jahre in einem stereotypen, patriarchalen Männlichkeitsbild gelebt habe, und auf einmal gehen Entscheidungen in der Partnerschaft beide etwas an, sicher ist dieser Umbruch auch eine Krise, aber eher ist es eine Chance.“ Die Möglichkeit, ihr Weltbild zu verändern, biete gerade Männern viel Positives: „Die positiven Erfahrungen von Elternschaft oder von einer Beziehung auf Augenhöhe, da können Männern nur gewinnen.“ 

(chrima)

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