Unterwegs

Warum war ich noch nie in Belgien?

Grote Markt in Brüssel
Grote Markt in Brüssel(c) imago images/Future Image (Dwi Anoraganingrum via www.imago-images.de)
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Über weiße Flecken auf der persönlichen Europakarte: Warum war ich schon viel ringsum, aber noch nie in Belgien?

„Wenn du hier dagegen fährst, ist es ein Atomunfall“, scherzt unser Fahrer, vermutlich nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Wir sind unterwegs zu einem Kongress auf dem Brüsseler Messegelände, und dankenswerterweise hat uns ein beachtlicher Umweg nicht nur durch die halbe Stadt und das Zentrum, sondern auch direkt am Atomium vorbeigeführt. Ein imposantes, kühnes Bauwerk, erst recht, wenn man sich unvermittelt davor befindet: Für die Expo 1958 errichtet, über 100 Meter hoch, zeigt es die neun Atome der kristallinen Elementarzelle, zur besseren Sichtbarkeit in 165-milliardenfacher Vergrößerung.

Eine Premiere für mich, wie überhaupt Stadt und Land. Merkwürdig, dieser weiße Fleck auf meiner Europakarte. Bei Belgien denke ich hauptsächlich an zwei Dinge. An den Film („If It's Tuesday, This Must Be Belgium“, 1969), in dem eine US-Reisegruppe binnen 18 Tagen Europa abhandelt, und von dem mir am eindringlichsten die Szene in Erinnerung ist, als sich unbeabsichtigt ein praller Koffer öffnet und vom Telefon bis zum Haarfön allerlei Dinge herauspurzeln, die ein Teilnehmer in seinen Hotelzimmern hat mitgehen lassen. Der arme Kerl, er kann nicht anders! Embarrassing! Seither habe ich Hemmungen, in Hotels auch nur Seife und Duschgel zu mopsen.

Zum anderen lese ich gern über die komplizierte, aber doch Liebesbeziehung unseres geschätzten Brüsseler Korrespondenten Oliver Grimm zu dem Land. Ich glaub aufs Wort, dass Belgien lebens- und besuchenswert ist, es fehlt halt ein Reiselust-Szenario, das über feine Fresserei hinausgeht (obwohl: schon ein Anfang). Ideen, quelqu'un?

timo.voelker@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2021)

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