Wien Museum

„Innovativstes Museum des Landes“

Wien Museum / Birgit u Peter Kainz
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Der Umbau des Wien Museums am Karlsplatz soll im Dezember großteils abgeschlossen sein. Bis zur Eröffnung Ende 2023 zeichnet es die Wiener Geschichte in Straßenfotografien nach.

Wien. Zuerst wurde abgetragen, eingerissen, demontiert, jetzt wachsen die Mauern hinter dem Bauzaun am Karlsplatz wieder in die Höhe. Zwei Jahre noch, dann eröffnet das neue Wien Museum Ende 2023 wieder. Sofern im Bauplan nichts dazwischenkommt. Das ist, man glaubt es kaum, zumindest in den vergangenen drei Jahren seit Umbaubeginn noch nicht passiert.

Es gehe zwar „drunter und drüber, aber im besten Sinne“, sagte Museumsdirektor Matti Bunzl am Mittwoch. Man habe viel vor 2022, und das nicht nur beim Um- und Ausbau des denkmalgeschützten Oswald-Haerdtl-Baus.

Stahlgerüst steht

Dieser soll jedenfalls bis Dezember weitgehend abgeschlossen sein. Inzwischen steht das „Hauptbaby“, die Stahlbetonkonstruktion, auf die ab November letzten Jahres ein Fachwerk aus Stahl gesetzt wurde. Die riesigen Metallteile von der Kärntner Firma nach Wien zu schaffen, sei eine Herausforderung gewesen, erzählte Finanzdirektorin Christina Schwarz. Die Südautobahn fiel Sommerbaustellen-bedingt für die riesige Fracht aus, deswegen wich man kurzerhand über Slowenien aus – „inklusive Intervention des slowenischen Innenministers“.

(c) Kramar [Kollektiv Fischka]

Bis Ende März sollen die Betondecken der Obergeschosse folgen, dann geht es an die Montage der Natursteinfassade und schließlich an den Innenausbau des Neu- und Altbaus. Der Pavillon zum Karlsplatz hin wird schon im Juli fertig sein, wenn auch der riesige „Praterwal“, der einst den Eingang des Restaurants „Zum Walfisch“ zierte und derzeit im Depot des Museums lagert, einziehen soll.

Nur eines wird nun doch noch eingerissen: Die Brücke zum Gebäude der Zürich-Versicherung nämlich, welche bisher gezögert hatte, dies zu genehmigen.

Im neuen, bald also freistehenden Gebäude entstehen 3200 m2 Fläche für die neue Daueraustellung, die die „gesamte Stadtgeschichte von der Frühgeschichte bis zur Pandemie“ darstellen soll, sagt Bunzl.

Künftig kostenlos

Man hatte es (auch in der „Presse“) bereits gemutmaßt, nun bestätigte es Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ): Künftig soll der Besuch der Dauerausstellung gratis sein. Nur für Sonderausstellungen wird ein Ticket benötigt. „Das ist eine Geste an die Stadt“, sagte Kaup-Hasler, die das Wien Museum mit neuen Kulturvermittlungskonzepten zum „innovativsten des Landes“ machen möchte.

Wien Museum / Birgit u Peter Kainz

Bis dahin bleiben die Kuratoren aber nicht untätig: Im Ausweichquartier MUSA („Museum auf Abruf“), wo noch bis Ende April die NS-Kunstpolitik thematisiert wird, sind ab 19. Mai bis 23. Oktober in „Augenblick!“ Straßenfotografien in Wien von den 1860er Jahren bis zur Gegenwart zu sehen. Nie ausgestellte Aufnahmen aus dem riesigen Museumsfundus zeigen das Alltagsleben in einer rasant wachsenden Stadt vor einem „hochpolitischen Hintergrund“, erklärt Bunzl.

Am 24. November widmet sich die Ausstellung „Atelier Bauhaus, Wien“ den wichtigsten Wiener Vertretern des Bauhauses, Friedl Dicker und Franz Singer. Neu konzipiert wurde die „Startgalerie Neu“ des MUSA, die seit 1987 jungen Künstlern die Möglichkeit bietet, Werke auszustellen. Künftig werden die Fläche Nachwuchskuratoren bespielen, idealerweise wieder mit jungen Künstlern und einem Thema, das mit der jeweiligen großen Sonderausstellung korrespondiert. Den Auftakt macht das Projekt „Gegen den Strich“, das sich mit kritischen Interventionen an geschichtskompromittierten Orten – Stichwort Lueger-Denkmal – auseinandersetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2022)

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