Schlussbilanz

Schlussstrich unter Klinik Floridsdorf

PK 'SCHLUSSABRECHNUNG KLINIK FLORIDSDORF':  HACKER/WETZLINGER
PK 'SCHLUSSABRECHNUNG KLINIK FLORIDSDORF': HACKER/WETZLINGERAPA/ROBERT JAEGER
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Die Stadt Wien legte die Schlussabrechnung des Projekts vor. Mit 1,262 Milliarden Euro liege man unter der Höchstgrenze von 1,34 Milliarden Euro. Drei Fälle werden noch vor Gericht ausgetragen.

Fast scheint es so, als sei alles gut gegangen. Die Klink Floridsdorf – besser bekannt unter ihrem früheren Namen Krankenhaus Nord – hat mit 1,26 Milliarden Euro weniger gekostet als die von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) vorgegebene Höchstgrenze von 1,3 Mrd. Euro. Der Rechnungshof prognostizierte gar Kosten in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Dazu kommt, dass 400 Millionen Euro an Mehrkosten abgewehrt werden konnten. Und: Man habe aus den Höhen und Tiefen des Megaprojekts viel für die Zukunft gelernt, meinte Hacker am Montag bei einer Pressekonferenz, bei der er gemeinsam mit Herwig Wetzlinger, Generaldirektor-Stellvertreter des Wiener Gesundheitsverbundes, die Schlussabrechnung der Klinik Floridsdorf vorlegte.
Ein „politisch heiß umfehdetes Projekt“ könne endlich abgeschlossen werden, so Hacker. Bei der Klinik handle es sich um das wichtigste Bauprojekt im Gesundheitsbereich der letzten 20 Jahre, das viel Diskussion, eine Untersuchungskommission und einen Rechnungshofbericht zur Folge hatte. Im Zentrum stand dabei die Frage, wie gut die Bauvorbereitung und das Baumanagement gewesen sind. Und auch, wie teuer ein Spital sein darf, so Hacker.

Tochter-Gesellschaft gegründet

Die letzte Frage lies er unbeantwortet. Gekostet hat die Klinik Floridsdorf, die seit 2019 in Betrieb ist, schlussendlich insgesamt 1,262 Milliarden Euro. Die von ihm genannte Höchstgrenze der Kosten, 1,341 Mrd. Euro, hat Hacker im Juni 2018 festgelegt. Hacker wurde bekanntlich im Mai 2018 Gesundheitsstadtrat und ist als solcher seitdem für das Projekt zuständig. Er habe damals eine der zentralen Empfehlungen der Untersuchungskommission umgesetzt und eine Tochter-Gesellschaft gegründet, die sich in Zukunft um ähnliche Großprojekte kümmern soll.
Der Rechnungshof habe damals die zu erwartenden Baukosten in der Höhe von 1,41 Mrd. Euro veranschlagt. „Eine gewaltige Summe“, wie Hacker meint, die er unterschreiten wollte.
Auch Wetzlinger (seit 2017 zuständig) sei froh, einen Schlussstrich ziehen zu können. Im Juni 2019 ging die Klinik in Betrieb, der Bau war im Dezember 2018 fertig.

25 Prozent teurer als geplant

Teurer als ursprünglich berechnet kommt das Krankenhaus aber jedenfalls. 829 Millionen Euro seien zunächst veranschlagt worden, so Wetzlinger. Man dürfe aber den angesichts der langen Errichtungsdauer deutlichen Preisanstieg nicht vergessen. Man liege nun – wenn man den damaligen Betrag valorisiere – 25 Prozent über der Prognose. International liege die Bandbreite der Kostenabweichung bei vergleichbaren Projekten zwischen 19 und 30 Prozent. „Das ist im Rahmen des Machbaren und akzeptabel“, so Wetzlinger.
Für die Schlussabrechnung wurde ein mehrstufiger Prozess zu Rechnungsprüfungen und Mehrkostenforderungen aufgesetzt. Geprüft wurde etwa von der Bauaufsicht, dem Planungsteam, der Projektsteuerung und der begleitenden Kontrolle. So konnten Mehrkostenforderungen in der Höhe von 400 Millionen Euro abgewehrt werden. Wetzlinger spricht von Mehrkosten, zum Teil berechtigt, zum Teil nicht. Letztere waren etwa die viel diskutierten Kosten für einen Bauzaun in der Höhe von 826.000 Euro. Tatsächlich wurden nur 38.000 Euro dafür bezahlt
Der ebenfalls viel diskutierte Energiering um 90.000 Euro wurde allerdings bezahlt. Die Zahlung konnte nicht mehr refundiert werden, wenn auch der Inhalt der Leistung keineswegs richtig war, wie Wetzlinger eingesteht.
Erfreulich sei jedoch, dass mit Hunderten beteiligten Firmen eine Einigung erzielt werden konnte. Lediglich drei Verfahren gegen Auftragnehmer müssen noch gerichtlich geklärt werden. Die Klagssumme (3,5 Mio. Euro) sei aber schon eingerechnet.
Man habe viel bei dem Projekt gelernt, so Hacker. Vor allem, dass bei einem so komplizierten Bau der Bauherr genau wissen müsse, welche Technik es brauche und wie das Ganze funktioniere. Diese Verantwortung könne man nicht delegieren. Es habe sich aber auch gezeigt, dass „Prüfprozesse hintennach“ gut funktionieren. (ks, APA)

(ks, APA)

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