Studie

Gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus kann Alzheimer begünstigen

Nicht nur das Alter ist für die Ausbildung von Demenz-Erkrankungen entscheidend.
Nicht nur das Alter ist für die Ausbildung von Demenz-Erkrankungen entscheidend.imago images/Norbert Schmidt
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Ein gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus kann den Ausbruch von Alzheimer begünstigen, wie Forschende herausgefunden haben. Dabei spielt die Schlafqualität eine größere Rolle als die Dauer.

Dass Alzheimer Schlafstörungen hervorrufen kann, ist bekannt. Dass ein unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus aber auch Auslöser für die häufigste Form der Demenz sein kann, haben Forschende laut dem „Guardian“ nun herausgefunden. Die Studienergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Rensselaer Polytechnic Institute in New York legen nahe, dass die biologische Uhr des Menschen, die den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert, einen essenziellen Abwehrmechanismus gegen Alzheimer steuert. Funktioniert sie ungestört, kann das Gehirn schädigende Eiweißstoffe aus dem Organismus entfernen. Darunter ist auch das Protein Beta-Amyloid, das bei Alzheimer typischerweise auftritt.

Ist die biologische Uhr jedoch gestört – etwa durch zu viel, zu wenig oder durch zu unregelmäßigen Schlaf – so kommt auch der Abwehrmechanismus des Körpers durcheinander. Das passiert typischerweise im fortschreitenden Alter, aber auch bei jüngeren Erwachsenen, etwa stressbedingt. Jene Mikrogliazellen, die normalerweise in Wellen durch den Körper geschickt werden, um „aufzuräumen“ werden in diesem Fall nicht mehr oder nur unzureichend tätig. Die Ablagerungen durch Beta-Amyloide können nicht mehr effizient entfernt werden, was in weiterer Folge Demenz-Erkrankungen begünstigen kann.

Regelmäßigkeit wichtiger, als Schlafdauer

Dass Schlaf eng mit dem Erinnerungsvermögen verbunden ist, wissen Forschende nicht erst seit gestern. Erst im Jänner hatte eine Studie wieder belegt, dass Menschen ein umso besseres Gedächtnis aufweisen, je mehr Stunden sie täglich im Land der Träume verbringen. Nach einem ungestörten Schlaf-Zyklus konnten sich Probandinnen und Probanden etwa deutlich besser an die Gesichter von Personen erinnern, als jene unter Schlafentzug. Essenziell war dabei allerdings, dass der Schlaf in der wichtigen Phase der Gedächtnisaktivierung nicht gestört wurde.

Wer jetzt glaubt, am Wochenende auszuschlafen unter Gesundheitsvorsorge verbuchen zu können, hat sich also zu früh gefreut. Wichtig ist eben nicht nur die Schlafdauer, sondern vor allem die Regelmäßigkeit im Schlaf-Wach-Rhythmus. Wenn man etwa unter der Woche um 6 Uhr aufstehen muss und am Wochenende bis 10 ausschläft, bekommt man zwar insgesamt vielleicht ausreichend Schlaf, jedoch wird die biologische Uhr massiv gestört. Bei permanentem Schlafmangel, etwa durch eine Dauer von jeweils unter sieben Stunden oder durch viele Störungen während der Nacht, tickt die biologische Uhr ebenfalls nicht mehr richtig.

Lichttherapie bei Alzheimer denkbar

Tatsächlich spielt regelmäßiger und ausreichender Schlaf neben einem allgemein gesunden Lebensstil die größte Rolle im Kampf gegen Alzheimer. Die genetische Komponente ist laut aktuellem Stand der Wissenschaft deutlich weniger wichtig, als oft angenommen und von den Angehörigen Betroffener befürchtet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hoffen, durch die Erkenntnisse aus der aktuellen Studie neue Therapiemethoden gegen Alzheimer entwickeln zu können.

Bisher gilt die häufigste Form der Demenz noch als unheilbar und schreitet typischerweise schnell voran. Ein gezieltes Beeinflussen der biologischen Uhr könnte einen neuen Anhaltspunkt für die Demenz-Forschung darstellen. Gegenüber dem „Guardian“ erwähnt die Studienleiterin Jennifer Hurley etwa Lichttherapie als möglichen Ansatzpunkt für zukünftige Behandlungsmöglichkeiten von Alzheimer. Durch eine solche Therapie würde sich die Eigenfähigkeit des Hirns, schädliche Beta-Amyloide zu entfernen, deutlich erhöhen.

(vahe)

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