Immobilienmarkt

Hohe Wohnkosten belasten Mieter

(c) Getty Images (Thomas Winz)
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Mieten steigen deutlich langsamer als die Immobilienpreise. Vor allem in Wien. Trotzdem machen Wohnkosten bei einem Viertel der Mieter über 40 Prozent des Haushaltseinkommens aus.

Die Kosten für Wohnen belasten die Menschen in Österreich deutlich stärker als vor der Coronakrise. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Umfrage der Immo-Plattform Immoscout24. Demnach klagten Ende Jänner 45 Prozent der Befragten über steigende Belastungen – doppelt so viele wie noch im November 2020. Jeder vierte Haushalt wendet für Wohnen inzwischen mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens auf, ein Drittel empfindet die Wohnkosten als Belastung.

Dabei haben die Mietpreise zuletzt österreichweit „nur“ um 3,6 Prozent zugelegt – weniger als die allgemeine Inflation, die im Jänner bei 5,1 Prozent lag. Kaufpreise legten auf dem Wohnungsmarkt 2021 hingegen deutlich stärker zu – „um rund zehn Prozent“, sagt Markus Dejmek, Österreich-Chef von Immoscout24.

Wiener Mieten steigen geringer

Durch den Bauboom der vergangenen Jahre kommen derzeit viele Mietobjekte auf den Markt. Das gestiegene Angebot würde die Teuerung bei den Mietpreisen etwas einbremsen, glaubt man bei EHL. Die Maklergruppe hat kürzlich den Wiener Wohnungsmarkt analysiert und rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg der Mieten um zwei bis drei Prozent.

Das Angebot für Mietwohnungen sei in Wien vergangenes Jahr stark gestiegen, während das Angebot für Kaufobjekte im gleichen Ausmaß zurückging. 2020 seien sehr viele Wohnungen gekauft worden, die Zahlen deuteten darauf hin, dass diese Objekte nun als Mietwohnungen auf den Markt kommen, so Dejmek. „Auch das wird bei den Mieten zu einer gewissen Entlastung führen.“ Die Mietpreise legten in Wien zuletzt um 2,4 Prozent zu – deutlich unter dem Österreich-Schnitt. Auch der hohe Anteil an geförderten Mieten trage in Wien dazu bei, dass die Preise nicht stärker anstiegen.

Diese Entwicklung zeigt sich auch in den Daten anderer Immo-Plattformen. Während die Belastung mit der Größe des Wohnortes tendenziell zunimmt und in Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern (ohne Wien) 40 Prozent über zu hohe Wohnkosten stöhnen, fällt dieser Anteil in Wien auf 32 Prozent und liegt damit etwa so niedrig wie in kleinen Ortschaften. Erst wenn sich Angebot und Nachfrage so drehen, dass die Mieter gezwungen sind, die teureren Wohnungen zu nehmen, werden auch die Mietpreise stark steigen, prognostiziert Dejmek.

Um bis zu 40 Prozent überbewertet

Generell boomt der österreichische Wohnungsmarkt – angetrieben durch (noch) günstige Zinsen – seit Jahren. Die Zahl der Baubewilligungen für neue Wohnungen kletterte zuletzt kontinuierlich nach oben. Zu Jahresbeginn 2021 wurden 19.300 Wohnungen zum Bau zugelassen, ein „Rekordwert“. Für heuer erwartet EHL einen Anstieg der Kaufpreise in Wien um bis zu fünf Prozent.

Auch außerhalb Österreichs wird viel gebaut. Die deutsche Bundesbank warnte Anfang der Woche vor immer schneller steigenden Preisen bei Wohnimmobilien. 2021 seien diese noch kräftiger gestiegen als im Jahr zuvor. Laut Bundesbank-Schätzung seien Immobilienwerte um bis zu 40 Prozent überbewertet. Mieten und Kaufpreise würden sich zunehmend entkoppeln, ein Warnzeichen für eine Immobilienblase.

((ag./red.))

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