Schallenberg

Russischer Botschafter hält Vergleiche mit 1938 für "inakzeptabel"

Der russische Botschafter Ljubinski sieht durch derartige Aussagen "Wiener Geist“, durch den sich Wien als Diplomatie-Standort auszeichne, in Gefahr.

Der russische Botschafter in Wien, Dmitri Ljubinski, findet Vergleiche des Ukraine-Russland-Konflikts mit dem Zweiten Weltkrieg inakzeptabel. "Wenn man die jetzige Situation rund um die Ukraine vor laufenden Kameras mit dem Anschluss von 1938 und der damaligen politischen Lage vergleicht, dann ist das für Russland absolut unannehmbar", sagte Ljubinski im Gespräch mit dem "Standard" in Anspielung auf eine Aussage von AußenministerAlexander Schallenberg.

Schallenberg hatte am Sonntagabend in einem "ZiB 2"-Interview gesagt: "Wir haben doch 1938 am eigenen Leib erlebt, wie es ist, wenn man allein gelassen wird." Die Aussage hatte für einiges an Kritik gesorgt. Die SPÖ warf Schallenberg "Geschichtsrevisionismus" vor. Tags darauf rechtfertigte sich der Außenminister. "Was ich gemeint habe, ist natürlich überhaupt nicht der Opfermythos Österreichs", sagte er vor Journalisten in Brüssel. Gemeint habe er die "massiven Anstrengungen" Ende 1937 und Anfang 1938 von Seiten der Präsidentschaftskanzlei und Außenministerium, internationale Solidarität zu erreichen. "Und wir wissen alle, letzten Endes war es nur Mexiko als einziges Land, das schriftlich im Völkerbund damals gegen den Anschluss Österreichs protestiert hat", so Schallenberg.>>> TV-Notiz:  Schallenberg und ein Vergleich mit 1938 in der „ZiB 2“ [premium]

Ljubinskij sieht den offenen "Wiener Geist" in Gefahr, durch den sich Österreich als Diplomatie-Standort stets ausgezeichnet habe. Sein Unbehagen lässt sich im Kontext der Kulturgeschichte verstehen: "Faschist" gilt im Russischen seit dem Zweiten Weltkrieg als übles Schimpfwort.

Professor verlor Job nach Vergleich der Krim-Annexion mit 1938

Vor diesem Hintergrund beschäftigten sich Behörden im russischen Saratow bereits 2007 mit einer Karikatur, in der der russische Präsident in einer SS-Uniform dargestellt worden war. Strafverfolger in Wladiwostok gingen zudem 2009 gegen ein kommunistisches Plakat vor, auf dem "Putler kaput" zu lesen war. Die Rede war von der Anspielung an eine bekannte Phrase, mit der Sowjetbürger seinerzeit den Sieg über Nazi-Deutschland gefeiert hatten. Seit der Annexion der Krim 2014 nahm die Popularität dieses "Familiennamens" unter Kritikern des russischen Präsidenten merklich zu.

Am 1. März 2014 hatte zudem der renommierte russische Historiker Andrej Subow in einem Kommentar in der Moskauer Tageszeitung "Wedomosti" die russische Annexion der Krim detailliert mit dem Anschluss von Österreich 1938 verglichen. Wenige Tage später verlor der Universitätsprofessor seinen Arbeitsplatz an der Moskauer Diplomatenschmiede MGIMO. Er selbst sprach davon, dass die russische Präsidentschaftskanzlei seine Entlassung veranlasst hatte.

In der Ukraine gehören in den letzten acht Jahren Vergleiche von Hitler und Putin jedenfalls zur Politikfolklore. Dies äußerte sich insbesondere in zahlreichen Fotomontagen sowie Karikaturen im öffentlichen Raum und in Medien.>>> Zum Bericht auf standard.at

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.