Umgestaltung

Wiener Innenstadt: Neue Begegnungszone mit zwei neuen Hotels

Mehr Grün und  einheitliche, barrierefreie Oberflächen. So soll die Gegend rund um die Peterskirche bald aussehen.
Mehr Grün und einheitliche, barrierefreie Oberflächen. So soll die Gegend rund um die Peterskirche bald aussehen.ZOOMVP.at
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Im Bereich Petersplatz, Bauernmarkt und Tuchlauben entsteht gerade eine neue Begegnungszone. Dazu kommen zwei neue Hotels, inklusive Restaurants und Schanigärten, die sich auch an die Wiener richten.

Dieser Tage ist es vor allem eins, wenn man einander rund um die Peterskirche in der Wiener Innenstadt begegnet: laut und uneben. Seit Frühling 2019 wird links von der Kirche, in dem einstigen Gebäude der Erste Bank (deren Belegschaft 2015 in den neuen Campus am Hauptbahnhof übersiedelt ist) gebaut.

Im Juli soll hier – in drei verbundenen historischen Gebäuden – ein Luxushotel der internationalen Kette Rosewood eröffnen. Die Straßen rund um die Peterskirche erinnern derzeit noch mehr an einen Fleckerlteppich. Der Gehsteig ist provisorisch mit Holz verlegt, bei der Milchgasse sind ein paar Archäologen damit beschäftigt, Fotos von historischen Funden zu machen. Und in der Freisingergasse haben bereits die Arbeiten an der Oberfläche begonnen. Auch hier ist ein neues Hotel im Entstehen. Im April eröffnet die Lenikus GmbH ihr Hotel The Leo Grand.

Fertigstellung im Herbst. Aber es sind nicht nur die zwei Hotels, die hier gebaut werden. Zeitgleich ist gerade eine neue Begegnungszone im Entstehen, die im Herbst fertig sein soll. Rund um die Peterskirche soll die Aufenthaltsqualität mit barrierefreien Oberflächen, 18 Bäumen, mehreren Staudenbeeten, Nebelstelen und Sitzbänken verbessert werden. Das Grätzel soll verkehrsberuhigt und fußgängerfreundlicher werden.

Das Besondere dieser Begegnungszone ist, dass mehrere Straßenzüge involviert sind. Der Petersplatz rund um die Kirche ist mit der Jungferngasse ebenso Teil der „Bezo“ (wie die Begegnungszone genannt wird) wie die Milchgasse, die zu den Tuchlauben führt. Auch ein Teil der Tuchlauben wird neu gestaltet. Rechts von der Kirche werden Freisingergasse sowie Teile der Goldschmiedgasse und des Bauernmarkts erneuert.

Sprecher und Koordinator dieses Projekts ist der Wiener Anwalt Wolfgang Spitzy, der diese Rolle bereits bei mehreren innerstädtischen Begegnungszonen (unter anderen in der Herrengasse) übernommen hat. Ähnlich wie bei anderen Begegnungszonen handelt es sich auch hier um ein vorwiegend privat finanziertes Projekt. Rund 80 Prozent der Kosten in der Höhe von rund 3,5 Millionen Euro übernehmen die Hauseigentümer. Die Stadt Wien trägt die Kosten für die unterirdischen Sanierungen. Bevor die Oberfläche neu gestaltet wird, wurden mehrere Leitungen erneuert.

Gute Zusammenarbeit. „Eigentlich sind bei dieser Begegnungszone mehrere Grätzel beteiligt“, sagt Spitzy. Als Erstes haben die Anrainer rund um den Bauernmarkt, die Freisingergasse und die Goldschmiedgasse den Wunsch nach einer Neugestaltung geäußert. Dann hatten auch die Eigentümer rund um den Petersplatz eine ähnliche Idee. „Die Wiener Baudirektion hat damals gemeint, sie genehmigt nur ein einheitliches Projekt, was ja durchaus sinnvoll ist“, erinnert sich Spitzy. So sei schlussendlich dieses Projekt entstanden.

Hört man sich bei den Beteiligten um, wird von allen Seiten die gute Zusammenarbeit betont. Christian Spalek, der Pfarrer der Peterskirche, zeigt sich beinahe überrascht, dass so viele Beteiligte so gut zusammenarbeiten. Er fühle sich stets gut informiert und eingebunden. „Das zeigt, dass es auch so gehen kann“, sagt er. Ihm selbst waren vor allem mehr Sitzbänke und mehr Grün wichtig. „Im Sommer ist es auf dem Platz oft unerträglich heiß.“

Vergangenen Montag wurde bereits mit den oberirdischen Arbeiten begonnen. Nur dort, wo Fiaker fahren (Petersplatz und Milchgasse), kommt eine Betonfahrbahn. Ansonsten werden Betonpflastersteine verlegt.

Ein Teil der Freisingergase (nämlich jener zwischen Petersplatz und Bauernmarkt) wird gar zur Fußgängerzone. Dort wird auch ein Schanigarten (mit 75 Sitzplätzen), der zum Restaurant des Leo Grand Hotel gehört, Platz finden. „Das Restaurant richtet sich in erster Linie an die Wiener“, sagt Martin Lenikus. Im April soll es mit dem Hotel eröffnen. 76 Zimmer und Suiten werden in dem sanierten Barockgebäude untergebracht. Für Lenikus ist die Begegnungszone ein wichtiges Projekt, das die Gegend erst so richtig zur Flaniermeile macht. „Das ist ein wichtiger Lückenschluss zum Stephansplatz.“ Seit fünf Jahren wird bereits das Barockhaus am Bauernmarkt 1 saniert. Dabei wurden einige interessante historische Entdeckungen gemacht, von Römerfunden bis zu einem Brunnen aus dem Mittelalter, die alle dokumentiert und fachgerecht konserviert wurden. Ein historischer Dachstuhl, der zwar nicht denkmalgeschützt ist und abgerissen hätte werden können, wurde erhalten und ins Hotel integriert.

Restaurant im 6. Stock. Auch beim Hotel Rosewood gab es einige Überraschungen. „Das ist schon eine Herausforderung, selbst für Firmen, die auf Altbauten spezialisiert sind“, sagt Andrea Besenhofer von der Erste Group. Ende April sollen auch hier die Arbeiten abgeschlossen sein, dann wird das Hotel an den Betreiber Rosewood übergeben, der im Juli eröffnen will. 99 Suiten mit einer Durchschnittsgröße von 36 Quadratmetern werden hier Platz finden. In den oberen Geschoßen kommen ein Spa-Bereich und ein Restaurant (120 Sitzplätze, plus 40 auf der Terrasse) unter. Auch hier richtet sich die Gastronomie – Besenhofer spricht von einer Brasserie – ebenso an die Wiener. Eine Schanigarten hat hier allerdings keinen Platz. Das Lokal wird dann über einen Lift an den Tuchlauben (zwischen Fabios und Jimmy Choo) erreicht. Und auch einen Durchgang, mit dem man von den Tuchlauben zum Petersplatz kommt, wird es geben – den es in der langen Geschichte der Häuser übrigens schon einmal gegeben hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2022)

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