Ukraine-Krieg

Russische Sberbank zieht sich aus Europa zurück

APA/AFP/MICHAL CIZEK
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Die größte russische Bank leidet unter Sanktionen und ungewöhnlichen Bargeldabflüssen. Ihre Tochter Sberbank Europe in Wien wurde von der FMA gesperrt. Die Einlagensicherung muss für 913 Millionen Euro Kundenvermögen aufkommen.

Die größte russische Bank Sberbank zieht sich als Reaktion auf die EU-Sanktionen aus Europa zurück. "In der aktuellen Situation hat die Sberbank beschlossen, sich aus dem europäischen Markt zurückzuziehen", teilte die Bank am Mittwoch laut russischen Nachrichtenagenturen mit. Die europäischen Tochtergesellschaften der Bank sähen sich "ungewöhnlichen Bargeldabflüssen und Bedrohungen für die Sicherheit von Mitarbeitern und Filialen" gegenüber.

Die Sberbank, die mehrheitlich vom russischen Staat kontrolliert wird, war eines der ersten Ziele der Finanzsanktionen gegen Moskau. Am Wochenende hatten sich die westlichen Verbündeten auf den Ausschluss russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift sowie auf weitere Sanktionen unter anderem gegen die russische Zentralbank geeinigt. Daraufhin kam es zu Massenabhebungen, die die Bank in Liquiditätsprobleme brachten.

Der Einheitliche Abwicklungsausschuss (SRB) der EU-Bankenunion teilte am Dienstagabend mit, dass die in Österreich ansässige Sberbank Europe AG, die als Tochter der russischen Sberbank als Europa-Zentrale für Österreich und mehrere Ableger in Ost- und Südosteuropa fungierte, ein Insolvenzverfahren nach nationalem Recht durchlaufen werde. Die Tochtergesellschaften in Kroatien und Slowenien wurden hingegen an lokale Banken abgetreten. Der SRB betonte, dass die Vermögen der Kunden bis 100.000 Euro durch das Einlagensystem in Österreich abgesichert sind, dabei soll es um knapp eine Milliarde Euro gesicherte Einlagen gehen.

Zuvor war ein Zahlungsmoratorium der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) ausgelaufen. Dieses war verhängt worden, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) schon in der Nacht zum Montag mitgeteilt hatte, dass die europäische Sberbank-Tochter "möglicherweise zahlungsunfähig" werde. Die Sberbank Europe AG stecke "aufgrund der geopolitischen Entwicklungen und massiver Liquiditätsabflüsse in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten", sie sei "failing or likely to fail - FOLTF).

Einlagensicherung greift

Kundenguthaben bei der Sberbank Europe AG sind bis zu 100.000 Euro pro Person durch die Einlagensicherung Austria (ESA) gesichert. In Deutschland wird die Sberbank Europe über eine rechtlich unselbständige Zweigniederlassung tätig, und tritt dort unter der Handelsmarke „Sberbank Direct“ auf. Einlagen bei der Sberbank Direct sind somit Einlagen bei der Sberbank Europe AG. In Tschechien, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien verfügt die Sberbank Europe AG über rechtlich selbständige Tochtergesellschaften.

Rund 35.000 Kunden halten der Sberbank Europe AG insgesamt Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro, davon sind 913 Millionen Euro gesichert. Bei den Einlegern handelt es sich fast ausschließlich um Privatkunden aus Deutschland, die über die Filiale der Sberbank Europe AG in Frankfurt/Main geführt werden. Für diese Einleger wird die operative Abwicklung des Entschädigungsverfahrens im Auftrag und auf Rechnung der ESA von der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) durchgeführt. ESA und EdB stehen diesbezüglich bereits im engen Kontakt.

Für rund 120 österreichische Einleger – es handelt sich ausschließlich um Firmenkunden – wird die ESA das Entschädigungsverfahren direkt abwickeln.

Die gesamten, für die Entschädigung erforderlichen finanziellen Mittel werden anteilig von allen österreichischen Banken aufgebracht und stehen auf dem eigens für diesen Sicherungsfall eingerichteten Auszahlungskonto der ESA bereit.

„Wie bei grenzüberschreitenden Sicherungsfällen in Europa vorgesehen, greifen wir in diesem Entschädigungsverfahren auf die Unterstützung durch die nationale Sicherungseinrichtung zurück. Die Entschädigungseinrichtung der deutschen Banken wird in Abstimmung mit der ESA dafür sorgen, dass auch in Deutschland alle anspruchsberechtigten Einleger rasch und unkompliziert zu ihrem Geld kommen.“ sagt ESA-Geschäftsführer Stefan Tacke. „In den nächsten Tagen werden alle Einleger von der EdB einen Brief erhalten, in dem die erforderlichen weiteren Schritte erklärt werden. Die österreichischen Einleger werden direkt von uns kontaktiert.“.

„Nach derzeitigen Informationen“, so Tacke, „wird die ESA über ein Insolvenzverfahren den größten Teil der von ihr nun für die Entschädigung verwendeten Finanzmittel wieder zurückbekommen.“

(APA)

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