Nachruf

Rubina Möhring: Ihr fehlten nie die klaren Worte

Valerie Voithofer
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Die Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich, Rubina Möhring, ist tot. Sie prangerte Missstände an und stärkte gefährdeten Journalisten den Rücken.

„Sie wird uns allen sehr fehlen . . . wir können es noch gar nicht fassen“, twitterte die Österreich-Sektion von Reporter ohne Grenzen Donnerstagfrüh. Trauriger Anlass: ROG-Präsidentin Rubina Möhring ist nach langer Krankheit am Mittwoch gestorben. Die streitbare Journalistin und Kämpferin für die Pressefreiheit wurde 71 Jahre alt.
Die gebürtige Berlinerin studierte Geschichte, Soziologie und Germanistik in Wien, Freiburg, Genf und Istanbul.

Als Historikerin beklagte sie in einem Interview mit der „Presse“ einmal, dass in vielen Ländern eine Generation an die Macht komme, „die zwar als Politiker versiert ist, aber zum Teil kein historisches Wissen hat“. Als unermüdliche Mahnerin legte sie den Finger auch auf Wunden der Demokratie in Europa, wie den Mord an dem Enthüllungsjournalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten im Februar 2018 in der Slowakei. Möhring vermutete dahinter niedrige Motive: „Es ist die Gier der Menschen, der Politiker.“ Ihr fehlten nie die klaren Worte: „Mord ist kein Kavaliersdelikt.“ Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Dieser Tage wird der Prozess gegen den mutmaßlichen Auftraggeber im Kuciak-Mord neu aufgerollt.

Von der „Presse“ zum ORF

Ihre journalistische Laufbahn begann Möhring bei der „Presse“. Von dort wechselte sie in den ORF, wo sie bis 2010 in unterschiedlichen Funktionen tätig war, zuletzt als Leiterin von Kultur und Wissenschaft bei 3sat. Später war sie als freie Journalistin und Buchautorin tätig und schrieb die „Standard“-Kolumne „Pressefreiheits-Watchdog“. Privat wurde sie von „Watchdog“ Alma bewacht. Seit 1999 lehrte Möhring an den Universitäten Wien und Innsbruck sowie an der Donau-Uni Krems.

2022 schon 14 tote Journalisten

Schon lang engagierte sie sich für Pressefreiheit und den Schutz von Journalisten. 2014 erhielt sie dafür den Concordia-Preis, 2016 das Goldene Ehrenzeichen der Republik. Seit 2001 war Möhring Präsidentin von Reporter ohne Grenzen Österreich und hat in dieser Funktion auch den Press Freedom Award für couragierten, investigativen Journalismus in Ost- und Südosteuropa initiiert. „Es ist wichtig, auf solche Leute aufmerksam zu machen“, sagte Möhring. Man müsse Journalisten den Rücken stärken, die offen für demokratische Werte kämpfen. Wie wichtig das ist, zeigen die Zahlen: Binnen nur zwei Monaten wurden 2022 weltweit bereits 14 Journalisten getötet, 467 sitzen in Haft.

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Reporter ohne Grenzen-Präsidentin Rubina Möhring gestorben

Möhring war als Journalistin u.a. für "Die Presse" und den ORF tätig. Sie stand der Österreichsektion von Reporter ohne Grenzen seit 21 Jahren vor.

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