Peking wird nicht umhinkommen, sich im Konflikt eindeutig zu positionieren. Die folgenreiche Entscheidung wird den Kurs des Landes auf Jahrzehnte prägen.
Noch spielt die chinesische Staatsführung auf Zeit. Als die Vereinten Nationen mit historischer Mehrheit die russische Invasion verurteilten, hat sich Peking seiner Stimme enthalten. UN-Botschafter Zhang Jun erklärte, die Position seiner Regierung sei „konsistent und eindeutig“. Tatsächlich jedoch trifft das genaue Gegenteil zu. Die Volksrepublik drückt sich bisher erfolgreich davor, im Ukraine-Konflikt eindeutig Stellung zu beziehen. Doch irgendwann wird China eine Entscheidung treffen müssen. Es wird die wohl folgenreichste für Staatschef Xi Jinping.
Xi befindet sich an einem Scheideweg, sein Entschluss wird den außenpolitischen Kurs seines Landes auf Jahrzehnte prägen. Ihm bleiben zwei Möglichkeiten: Entweder hält er an seiner „nicht endenden“ Freundschaft zu Russland fest und versucht gemeinsam mit dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin, die globale Weltordnung umzugestalten. Oder Peking setzt auf eine Annäherung an den Westen, distanziert sich von Russlands Angriffskrieg und drängt Putin zum Waffenstillstand.