Ministerin Karl zieht Notbremse: Geld für die Forscher

(c) Michaela Bruckberger
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Wissenschaftsministerin Beatrix Karl geht nun den außeruniversitären Forschungsinstituten einen Schritt entgegen. Es soll finanzielle Anreize geben, damit sich ein Institut in eine Universität integriert.

Wien/ku/REd. Bei Wiens Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) tagte gestern der Forschungskrisengipfel. Der neue Uni-Sonderbeauftragte der Stadt Wien, Alexander Van der Bellen, war ebenso zugegen wie Vertreter von 40 außeruniversitären Instituten. Man war sich einig: Die Streichung der Bundesförderung mache sie „tief betroffen“, Ministerin Karl solle diese Maßnahmen zurückzunehmen und in einen konstruktiven Dialog eintreten.

Wissenschaftsministerin Beatrix Karl geht nun den außeruniversitären Forschungsinstituten einen Schritt entgegen. Zwar bleibt der Plan aufrecht, dass die Basisförderung für 72 Institute 2011 halbiert und ab 2012 ganz gestrichen werden soll. Am Dienstag präsentierte sie aber drei Maßnahmen, mit denen exzellente Institute überleben können sollen. „Wir wollen sie nicht umbringen“, sagte Karl.

Zum einen soll es finanzielle Anreize geben, damit sich ein Institut in eine Universität oder in die Akademie der Wissenschaften (ÖAW) integriert. Geknüpft ist das an konkrete Kriterien, etwa an die Höhe von Drittmitteln, die Publikationsliste oder Forschungspreise. „Die Institute müssen selbst entscheiden, ob sie sich integrieren oder ohne Basissubvention weitermachen wollen“, so Karl. Nachsatz: „Man soll niemanden zu seinem Glück zwingen.“

Als zweite Maßnahme verspricht das Ministerium, den Eigenmittelanteil von EU-Projekten im Bereich Geistes-, Sozial-, Kulturwissenschaften (GSK) zu übernehmen. Viele der gefährdeten Institute sind dabei sehr erfolgreich, aber ohne österreichische Kofinanzierung können die Mittel aus Brüssel nicht abgeholt werden. Und drittens soll die GSK-Forschungsinfrastruktur ausgebaut werden: Konkret soll ein Netzwerk für die Archivierung und Dokumentation von zeitgeschichtlichen Materialien entstehen.

Wie viel Geld für die drei Maßnahmen zur Verfügung steht, wollte Karl auf Anfrage der „Presse“ nicht beziffern. Sie hat in ihrem Budget für 2011 noch vier Millionen Euro für die Institute, zudem sollen die 80 Millionen Euro Offensivmittel für die Unis angezapft werden. Bis Weihnachten will man mit allen Instituten über individuelle Lösungen verhandeln.

Grundsätzlich bleibt Karl jedenfalls bei ihrer Argumentation, dass es eine „Strukturbereinigung“ geben solle. Schützenhilfe holte sie sich vom Vize-Vorsitzenden des Forschungsrates, Peter Skalicky. „Viele Institute wurden in Zeiten gegründet, als die Unis noch nicht autonom und nicht flexibel genug waren. Nun ist es aber sinnvoll, das wieder an die Universitäten anzubinden.“ Dadurch komme es zu einer Vereinfachung, und die ohnehin nicht üppigen Mittel würden nicht mehr so zersplittert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2010)

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