Katar 2022

Fußball-WM ohne Österreich: Einfallslos in Cardiff

World Cup - UEFA Qualifiers - Play-Off Semi Final - Wales v Austria
World Cup - UEFA Qualifiers - Play-Off Semi Final - Wales v AustriaAction Images via Reuters
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Österreich enttäuschte in Cardiff und verlor verdient mit 1:2, Superstar Gareth Bale entschied das Spiel. Die Niederlage dürfte auch das Aus von Teamchef Franco Foda besiegeln.

Österreichs Nationalmannschaft muss weiter auf die erste WM-Teilnahme seit 1998 warten. Die Mannschaft von Franco Foda verlor Donnerstagabend das Playoff-Spiel in Cardiff gegen Wales mit 1:2. Fodas Vertrag wird nach dem 31. März nicht verlängert werden, der ÖFB sich umgehend auf Teamchefsuche begeben müssen, wenngleich sich die Verantwortlichen mit konkreten Ansagen noch zurückhalten. Präsident Gerhard Milletich sagt: „Wir müssen eine Lösung finden, die kann mit Foda sein, die kann ohne Foda sein."

Beide Tore der Gastgeber erzielte der walisische Nationalheld und Real Madrids Edelreservist Gareth Bale (25./51.). Ein abgefälschter Schuss von Marcel Sabitzer (64.) änderte nichts am Ausgang dieser Begegnung. Die für Wales entscheidenden 90 Minuten im Kampf um ein WM-Ticket nach Katar steigen im Juni gegen die Ukraine oder Schottland, das Parallelspiel wurde aufgrund des Krieges verschoben.

Über die Bedeutung der Partie im mit 33.000 Fans ausverkauftem Cardiff City Stadium gab es keine zwei Meinungen. Österreich wartet seit 24 Jahren auf eine WM-Teilnahme. Die Sehnsucht der Waliser ist noch generationenübergreifender, sie dauert bereits 64 Jahren an (Platz sechs bei der WM 1958). Beide Teams wähnten sich vor dem Anpfiff leicht im Vorteil.

Die Gastgeber, weil sie seit November 2018 respektive 16 Spielen auf heimischem Rasen ungeschlagen sind (und das auch bleiben), dabei mitunter Belgien ein Remis (1:1) abringen konnten. Und Österreich? Teamchef Franco Foda sah qualitative Vorteile bei seinen Spielern und erinnerte an das Auftreten bei den K.o.-Spielen der letztjährigen EM gegen die Ukraine (1:0) und Italien (1:2 n.V.).

Aufforderung an die Fans: „Dont hold back!“

Auch aus diesem Grund schickte Foda eine im Vergleich zum Italien-Spiel nur an zwei Positionen veränderte Elf auf das Feld. Im Tor bekam Heinz Lindner den Vorzug gegenüber Watford-Reservist Daniel Bachmann, im zentralen Mittelfeld ersetzte Nicolas Seiwald den coronaerkrankten Florian Grillitsch.

Österreichs international erprobte Teamspieler kann, die Stimmung in Stadien betreffend, nicht mehr viel beeindrucken, die Atmosphäre im Cardiff City Stadium aber garantiert auch bei Routiniers Gänsehaut. Hen Wlad Fy Nhadau (Altes Land meiner Väter) heißt die walisische Nationalhymne, 33.000 Kehlen sangen, nein, brüllten sie nach einer wohl nicht notwendigen Aufforderung des Stadionsprechers („Don’t hold back!“) mit einer respekteinflößenden Überzeugung.

Österreich hätte das Publikum zumindest für einen Augenblick verstummen lassen können, hätte Christoph Baumgartner nach Zuspiel von Marcel Sabitzer die große Gelegenheit zur frühen Führung genutzt (5.), der Hoffenheim-Legionär traf allein vor Torhüter Wayne Hennessey aber nur die Latte. Wales versteckte sich nicht, nur zwei Minuten später verfehlte Aaron Ramsey im Rücken von David Alaba nur knapp den Ball. Es war das erwartet intensive Fußballspiel, in dem die Dynamik der Waliser die Österreicher überforderte. Sie verstanden es nicht, wie erhofft Kontrolle über diese Begegnung zu gewinnen.  

Baumgartner beging in der 24. Minute ein folgenschweres und völlig unnötiges Foul an Harry Wilson. Beim fälligen Freistoß aus knapp 22 Meter beseitigte Real Madrids Edelreservist Gareth Bale jegliche Zweifel, was er noch zu leisten imstande ist. Der Superstar, 32, traf genau ins Kreuzeck, Linder war ohne Abwehrchance.

Österreich agierte immer wieder mit langen Bällen in die Spitze. Es blieb viel zu oft nur beim Versuch, Torgefahr zu erzeugen. Ein kapitaler Fehler des unbedrängten Seiwald im Mittelfeld ebnete beinahe den Weg zum 0:2, nur Lindner verhinderte dein Einschlag von Ramseys Schuss (40.). Sabitzers verweifelter Weitschuss stand sinnbildlich für Österreichs Einfallslosigkeit.

Alaba ist nicht Bale

Das ÖFB-Team kam mit leichten Anzeichen einer Leistungssteigerung aus der Kabine, setzte sich immerhin für drei Minuten in der gegnerischen Hälfte fest. Es war ein kurzer Hoffnungsschimmer. Der zweite Streich von Bale in Minute 52 brachte Österreich endgültig in die Bredouille. Immer wieder kam Wales nun durch Konter schnell vor Lindners Tor, der an diesem Abend der beste ÖFB-Akteur war, nicht nur einmal in höchster Not rettete. Der rot-weiß-rote Defensivverbund wirkte heillos überfordert.

In der 60. Minute trat Alaba aus 20 Metern zum Freistoß an. Die Erkenntnis: Alaba ist nicht Bale, sein Schuss landete in der Mauer statt im Kreuzeck. Es passte ins Bild, dass nur ein abgefälschster Abschluss von Sabitzer Österreich nochmal in dieses Spiel zurückbrachte. Allerdings, Fodas Mannen fanden nach dem Anschlusstreffer keine einzige klare Torchance mehr vor. Das Ausscheiden, es ist höchst ernüchternd und doch so verdient.

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