Kunst

Ai Weiweis Liebe zu Wittgenstein

Jedes Detail interessierte ihn hier: Ai Weiwei im März auf der Terrasse des Wittgensteinhauses im Wiener Dritten, heute das Bulgarische Kulturinstitut.
Jedes Detail interessierte ihn hier: Ai Weiwei im März auf der Terrasse des Wittgensteinhauses im Wiener Dritten, heute das Bulgarische Kulturinstitut.(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Im New York der 1980er-Jahre fand Ai Weiwei zufällig ein Buch über das Wiener Wittgensteinhaus, das ihn sofort faszinierte. Mit der „Presse am Sonntag“ besuchte es der Künstler, der selbst Ideen baute, jetzt zum ersten Mal.

Immerhin: Diesmal darf Ai Weiwei das Wittgensteinhaus auch von innen sehen. Bei seinem letzten Besuch stand er vor verschlossenen Türen. Außerhalb der Öffnungszeiten des bulgarischen Kulturinstituts, das hier seit Mitte der 1970er-Jahre untergebracht ist, kommt keiner ohne Voranmeldung rein, auch nicht Ai Weiwei. Zumindest ist man heute informiert und begrüßt den prominenten Gast herzlich. Fotos? Ausnahmsweise auch von innen, aber bitte keinesfalls auf Social Media posten.

Wir betreten das leere Haus, in dem nichts mehr an den früheren Luxus erinnert, an die bequemen Polstersessel mit ihren barocken Kurven, an die gemusterten Paravants und klassizistischen Skulpturen, mit denen die Hausherrin Margarethe Stonborough-Wittgenstein ihr Haus eingerichtet hatte, durchaus mit wohlwollender Zustimmung ihres Bruders Ludwig. Von ihm stammt die harte Seite des Hauses: die Metalltüren mit ihren eleganten Beschlägen, die schwarzglänzenden Böden im Hauptgeschoß und die Heizkörper, die wie abstrakte Skulpturen in die Ecken der Schlafräume eingepasst sind. Statt Beleuchtungskörpern gibt es auch in den Repräsentationsräumen nur nackte Glühbirnen. Die Wände im Inneren sind glatt, teilweise mit Stucco Lustro poliert, im Ton ganz leicht gelblich, eher Haut als Masse. Die Außenwände betonen dagegen die Substanz und das Gewicht der ineinandergeschobenen Volumina.


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