Audi S8

Showdown in Nizza

Power -Limo vom alten Schlag: Audis famoser S8 – und der legendäre Filmauftritt seines Urahns.

(c) GISELA SCHENKER

Wer für Filme, in denen die Handlung im Wesentlichen aus Verfolgungsjagden besteht, wenig übrig hat, muss „Ronin“ sehen. Mit John Frankenheimers Klassiker von 1998 auf der Liste kann man sich nämlich alles andere aus dem Genre auf alle Zeiten ersparen: Besser wird’s nicht, und komm uns bitte keiner mit „Fast and Furious“-Klamauk und Ähnlichem. In „Ronin“ wird wirklich gefahren, nicht bloß in CGI und Schneideraum. Mit richtigen Autos, richtigen Stuntfahrern, darunter ein Formel-1-Profi.

Und vor allem mit einem Auto, das in den Film fand, bevor es noch eine eigene Product-Placement-Abteilung gab, die den Fuhrpark filmografisch verwertet. Einfach, weil es auch im echten Leben (naja) die erste Wahl des Profis gewesen wäre.

Und das läuft in „Ronin“ so ab: Die für einen geplanten Coup wild zusammengewürfelte Partie aus Geheimdienst-Veteranen, IT-Nerds und anderen Kriminellen (darunter Robert de Niro, Jean Reno) versammelt sich im Pariser Versteck und bespricht die benötigte Ausrüstung. Als der Fluchtfahrer dran ist, wünscht er sich „something with a little shove to it“, wie’s im Original heißt: etwas mit ein bisschen Rumms. Klare Wahl: „Audi S8“.

Wir befinden uns damit in der ersten Auflage von Audis A8-Baureihe ab 1994 (gestandene Audianer reden von der zweiten, da sie den Audi V8 von 1988 als Vorläufer dazuzählen). Mit dem zunächst 340 PS starken S8 grätschte Audi frech in die Liga der starken BMW und Mercedes, beim Beschleunigen hängte der S8 sogar den 911er ab. Die Kombination aus a little shove im Motorraum, Allradtraktion und dem höchst diskreten Auftritt einer gepflegten deutschen Limousine, den eigentlich nur Auskenner deuten konnten (und Fluchtfahrer offensichtlich schätzen), erdete die Marke im soeben geenterten Oberklasse-Segment. Derlei angespornt, schob Audi in der zweiten A8-Generation sogar einen Zwölfzylinder nach.

(c) AUDI AG

Seit 2019 halten wir bei der vierten (oder eben fünften) Generation, und um sie für die kommenden Jahre fit zu halten, ließ ihr Audi eine Produktaufwertung angedeihen. Im Zentrum steht selbstredend jenes Modell, das im Alleingang für die Hälfte der Verkäufe gut sein wird: Der A8 60 TFSI e-quattro, ein langer Name, der für Plug-In-Hybridtechnik steht. Unter der Motorhaube haust ein 3,0-Liter-V6, ein Audi-Gewächs, elektrisch schiebt eine E-Maschine am Getriebe mit an, und eine netto 14,4 kWh große Batterie ermöglicht 59 Kilometer elektrische Reichweite.

Das sichert in den wichtigen Märkten zwardas Erreichen der Fördergrenze (ab 50 km), ist im Konkurrenzumfeld aber doch eher wenig. Andere Batterien sind deutlich größer. Wir wollten von den Ingenieuren wissen, warum, und als Antwort öffneten sie den Kofferraumdeckel. Genug Laderaum für Entführungen; volle 505 Liter Volumen, die, entgegen fehlgeleiteter Usancen im PHEV-Fach, durch keine batteriebedingte Stufe verstellt sind. Und was ist eine 5,2-Meter-Limo wert, wenn es im Kofferraum nicht in die Tiefe hallt? Im Fahrbetrieb ist der Plug-in-A8 ganz auf Effizienz gepolt; zwar lassen sich ansehnliche 462 PS Systemleistung abrufen, die der V6 wohlklingend aufbringt, aber irgendwie fühlt sich das nach Themaverfehlung an, und es ist das ­Klügste, sein Ziel anzusagen und weitgehend prädiktiv seines Weges zu gleiten: Das Navi sieht den Streckenverlauf voraus und waltet entsprechend zwischen den Fahrmodi.

Der S8 hingegen ist eine Powerlimo aus echtem Schrot und Korn geblieben. Unglaublich, wie dynamisch sich mit einer solchen Fahrzeugmasse verfahren lässt; der Porsche-V8 mit seinem betörenden Klangbild ist der ideale Fluchthelfer (vorzugsweise auf deutscher Autobahn). Machtvoll und dennoch diskret – der aufgebrezelten Konkurrenz fehlt es da einfach an Klasse.

(c) AUDI AG

CEO auf der Flucht

5,2 Meter Opulenz mit Audis Allradtechnik und Porsches V8: Eine der letzten, politisch nicht ganz korrekten, aber großen Power-Limos.

Name: Audi S8
Preis: 179.000 Euro
Motor: V8-Zylinder-Biturbo, 3996 ccm
Leistung: 571 PS bei 6000 U/min
Gewicht: 2230 kg
0–100 km/h: 3,8 Sekunden
Vmax: 250 km/h (abgeregelt)
Verbrauch: 10,7 l/100 km laut Norm

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