Konzerthaus

Currentzis in Wien: Gewaltklänge, Abgesänge - und ein Dirigent, der im Regen steht

FILES-GERMANY-UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT-MUSIC
FILES-GERMANY-UKRAINE-RUSSIA-CONFLICT-MUSIC(c) APA/AFP/STEPHANE DE SAKUTIN (STEPHANE DE SAKUTIN)
  • Drucken

Begeisterung und Betroffenheit im keineswegs vollen großen Saal für Dirigent und Konzerthaus-Ehrenmitglied Teodor Currentzis, Bratscher Antoine Tamestit und das SWR-Symphonieorchester.

Wieder einmal musste man Stück und Interpreten gegen den lauten Erfolg bei einem Teil des Publikums in Schutz nehmen: Bravo-Gebrüll nach Schostakowitschs fünfter Symphonie lässt zusammenzucken – zumal wenn die maschinelle Brutalität hinter dem D-Dur-Schluss so ungeschönt deutlich wurde wie diesmal, beim SWR Symphonieorchester unter Teodor Currentzis. Es sollte nicht Russlands Krieg gegen die Ukraine nötig sein, um das Sensorium dafür zu wecken, dass hier kein Sieg des Guten gefeiert wird. Hier triumphiert die Gewalt.

Quälend in die Höhe gejagte Trompeten sollten klar machen, dass die Menge dazu ungefähr so ehrlich und zwanglos jubelt wie am Beginn von Mussorgskys „Boris Godunov“. Dem Schema des „Per aspera ad astra“ gingen die Apparatschiks auf den Leim, bei denen sich Schostakowitsch mit diesem Werk 1937 rehabilitieren wollte und konnte – nach seiner ersten offiziellen Maßregelung wegen Sünden wider die künstlerische Doktrin des Sozialismus. Hinter diesem Potemkinschen Dorf verbirgt sich die Kunde von Gewissensnöten und Todesangst, einem schaurig-grotesken Tänzchen mit dem „System“, von Melancholie und Verzweiflung, diesmal voll beklemmender Pianissimo-Intensität.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kunst und Ukraine-Krieg

Benefizkonzert mit Currentzis: Rotes Kreuz zieht sich zurück

Als neutrale, unabhängige Organisation „sei es „wichtig, nicht in ein politisch besetztes Umfeld zu geraten“, schreibt das Rote Kreuz. Das Konzert soll am 12. April in Wien stattfinden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.