Angefangen hat es mit einem April-Scherz und gipfelte in Elon Musks Umfrage. Dabei scheint Twitter schon länger an einem solchen Feature zu arbeiten.
Er ist ein Mann mit vielen Facetten: Elon Musk. Nachdem er sich auf Twitter über Twitter und ihre Moderationstätigkeiten beschwert hatte, machte er sich kurzerhand zu einem der größten Aktionäre der Plattform. Mehr als neun Prozent hält er jetzt an dem Kurznachrichtendienst. Kurz darauf wollte er von seinen 80 Millionen Followern in einer Twitter-Umfrage wissen, wie viele denn gerne einen Button hätten, um nachträglich Tweets zu korrigieren. Das ist nämlich seit jeher nicht möglich. Das Ergebnis war wenig überraschend: Die überwiegende Mehrheit stimmte mit Ja. Nun meldet sich Twitter selbst: Demnach arbeite man längst an einer solchen Funktion - unabhängig von Musks Umfrage. Detail am Rande: Nur wenige Tage zuvor wurde dieser Tweet als April-Scherz gehandelt.
In den kommenden Monaten soll die Bearbeitungsfunktion intern getestet werden. Immerhin sei eine derartige „Schaltfläche“ die am „meisten nachgefragte Funktion“ von Nutzerinnen und Nutzern. Twitter rief dazu in Erinnerung, selbst bereits vor mehr als einem Jahr eine solche Umfrage gestartet zu haben.
Jay Sullivan, Head of Consumer Product bei Twitter, sagte, das Unternehmen werde vor der Einführung einer „Bearbeitungsfunktion“ nach „Input und gegnerischem Denken“ suchen, da diese „missbraucht werden könnte, um die Aufzeichnung der öffentlichen Konversation zu ändern“, ohne zeitliche Begrenzung und Transparenz darüber, was wurde bearbeitet. Dieser Bearbeitungsverlauf ist nicht neu und wird bei Facebook schon seit längerem angeboten.
Bearbeiten-Knopf könnte Betrügern Tür und Tor öffnen
Das wäre zwar ebenfalls nicht ideal, aber notwendig, um Falschnachrichten nicht Tür und Tor zu öffnen. Vielen Nutzerinnen und Nutzern geht es in erster Linie darum, eigene Tippfehler (orthografisch oder inhaltlich) auszubessern. Der Bearbeiten-Button hilft nicht unbedingt, weil jeder, der den Tweet vor der Bearbeitung gesehen hat, nicht weiß, dass er später behoben wurde. Doch mit diesem kleinen Button ergeben sich weitaus mehr Möglichkeiten, welche sich nur schwer kontrollieren lassen.
Ein Beispiel: Letzten Monat deckte die Plattform Snopes, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Falschnachrichten zu entlarven, einen Krypto-Betrug auf, bei dem der Täter 10 Jahre lang Facebook-Posts bearbeitete, um Benutzer glauben zu lassen, dass es sich um das legitime Profil des Ökonomen David Rosenberg handelte (das war es nicht). Diese bearbeiteten Beiträge zeigten 10 Jahre Geschichte darüber, wie der gefälschte Rosenberg angeblich Menschen geholfen hat, durch Investitionen in Krypto aus der Verschuldung herauszukommen. Infolgedessen hatte die Wallet-Adresse des Betrügers etwa 3,4 Bitcoin (oder etwa 150.000 US-Dollar) erhalten.
Alex Stamos, Direktor des Stanford Internet Observatory und ehemaliger Chief Security Officer bei Facebook, twitterte , dass diese Art von Betrugstaktiken auch auf Twitter mit einer Schaltfläche zum Bearbeiten angewendet werden könnten. Auf seinen Tweet angesprochen, sagte Stamos gegenüber der US-Plattform TechCrunch, dass er diese Art von Taktiken gesehen hat, die von Kryptowährungsbetrügern erfolgreich eingesetzt wurden, um Millionen von Dollar zu stehlen.