Medizingeschichte

Waschen, Impfen und Co.: Wenn die Medizin empört

Vom Aderlass des Hippokrates über die Evolutionstheorie bis hin zu mRNA-Impfstoffen: Die Wissenschaft ist geprägt von der Empörung über den Status quo. Doch wie viel Skepsis ist angemessen, damit Fortschritte gelingen? Und wie viel Vertrauen ist notwendig, um nicht in Verschwörungstheorien abzugleiten?

Warum empörte sich Andreas Hofer so über die Pockenimpfung? Was trieb Johann Wolfgang von Goethe an, verpflichtende Vakzinationen einzufordern? Weshalb schmähten viele Ignaz Semmelweis für seine Forderung nach mehr Hygiene? Warum wird medizinischer Fortschritt eingefordert, wenn dann doch nach altem Wissen gehandelt, das Argument des anderen zurückgewiesen wird?

„Am schlimmsten ist es, wenn man sagt: ,Damit habe ich nichts zu tun. Das ist mir egal‘“, schrieb der französische Widerstandskämpfer Stéphane Hessel 2010 in seinem Pamphlet „Empört euch!“. Denn wer sich so verhalte, verliere „die Fähigkeit zur Empörung und das Engagement, das daraus erwächst“. Von Coronavirus und Lockdowns war damals freilich noch nicht die Rede. Und doch passen die Appelle ins Jetzt, treibt doch der Ärger über das türkis-grüne Pandemiemanagement und den Umgang mit Grundrechten seit Monaten viele Österreicher auf die Straßen.

Ein Protest, der grundsätzlich wünschenswert sei, zeige er doch, dass sich die Bürger mit ihren Rechten und Pflichten auseinandersetzen, sagt der Ärztliche Direktor der Wiener Privatklinik, Christoph Zielinski. Allerdings nur, solang dabei auf Fakten referenziert wird und der Freiheit der Wissenschaft Achtung widerfährt. Das aber rücke stetig in den Hintergrund – ein Umstand, der nicht nur Zielinski, sondern auch den Journalisten Herbert Lackner empört. Wie könne es sein, „dass etwa ein Viertel der Bevölkerung völlig absurden Behauptungen glaubt und nicht der Expertise praktisch aller anerkannten Fachleute? Wieso sind bestürzend viele überzeugt, Bill Gates wolle ihnen mit der Impfung einen Chip einpflanzen?“, fragen sich die beiden.

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