Die Frontex-Beamten sollen Push-Backs gedeckt haben – nun bot ihr Chef Fabrice Leggeri seinen Rücktritt an.
Grenzschutz

Das System Frontex kollabiert

Der Frontex-Chef tritt wegen illegalen Push-Backs, Intransparenz und autoritärem Führungsstil zurück, Aija Kalnaja übernimmt vorübergehend die Amtsgeschäfte. Die Agentur braucht nun einen Neuanfang.

Am Ende blieb Fabrice Leggeri nur die Flucht nach vorn. In der Nacht auf Freitag verdichteten sich die Gerüchte, wonach der unter massiver Kritik stehende Chef der mächtigen EU-Grenzschutzagentur Frontex sowie einige seiner engsten Mitarbeiter ihren Rückzug bekannt gäben. Die Kunde verbreitete sich in Brüssel wie ein Lauffeuer, das besonders in der Kommission für Aufatmen sorgte: Denn die Vorwürfe gegen den französischen Direktor, der Frontex seit dem Flüchtlingsjahr 2015 geleitet hatte und bis 2027 zur größten EU-Agentur mit einem Jahresbudget von 900 Millionen Euro und 10.000 Beamten zur Unterstützung der nationalen Grenzschützer ausbauen sollte, waren längst nicht mehr tragbar. In seinem wenige Zeilen umfassenden Rücktrittsschreiben wird als Grund die „stillschweigende, aber effektive“ Änderung des Frontex-Mandats genannt.

Kommentar von Wolfgang Böhm

>>> Eine EU-Agentur für die Drecksarbeit

Die Aufräumarbeiten nach der Ära Leggeri werden sich über Jahre hinziehen – und auch die Kommission zu einer klaren Vorgabe zwingen, was sie von Frontex erwartet. Übergangsweise soll nach Frontex-Angaben nun Aija Kalnaja die Amtsgeschäfte übernehmen. Sie war vor ihrem Engagement bei Frontex unter anderem Vizechefin der Polizei in Lettland.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Kommentar

Eine EU-Agentur für die Drecksarbeit

Brüssel hat bei Frontex alle Augen zugedrückt – rechtlich wie humanitär.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.