Bericht

Unicef warnt vor Hungerkatastrophe für Kinder

In Afghanistan werden laut dem Kinderhilfswerk Unicef in diesem Jahr 1,1 Millionen Kinder von schwerer Auszehrung betroffen sein - fast doppelt so viele wie 2018.
In Afghanistan werden laut dem Kinderhilfswerk Unicef in diesem Jahr 1,1 Millionen Kinder von schwerer Auszehrung betroffen sein - fast doppelt so viele wie 2018. APA/AFP/-
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Einer von fünf Todesfällen bei unter Fünfjährigen lasse sich auf Mangelernährung zurückführen. Der Krieg in der Ukraine verschärfe die Lage zusätzlich, warnt das UN-Kinderhilfswerk.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef beklagt katastrophale Ausmaße von schwerer Unterernährung bei Kindern in vielen Teilen der Welt. "Noch bevor der Krieg in der Ukraine die weltweite Ernährungssicherheit gefährdete, hatten Konflikte, Klimaschocks und Covid-19 bereits verheerende Auswirkungen auf die Fähigkeit von Familien, ihre Kinder zu ernähren", sagte Exekutivdirektorin Catherine Russell. Weltweit leiden demnach 13,6 Millionen Kinder unter fünf Jahren an schwerer Auszehrung.

Dieser Zustand führe zu einem von fünf Todesfällen in dieser Altersgruppe: Schwere Auszehrung ist die sichtbarste und lebensbedrohlichste Form der Mangelernährung. Unicef legte am Dienstag dazu den Bericht "Schwere Auszehrung: Ein übersehener Notfall für das Überleben von Kindern" vor. Trotz steigender Fallzahlen und steigender Behandlungskosten sei die Finanzierung zur Rettung der betroffenen Kinder nun gefährdet.

Mindestens zehn Millionen stark unterernährte Kinder - zwei von drei Betroffenen - hätten aktuell keinen Zugang zur wirksamsten Behandlung, der gebrauchsfertigen therapeutischen Nahrung. Eine Kombination aus globalen Schocks für die Ernährungssicherheit - Ukraine-Krieg, Kampf gegen Pandemiefolgen und Dürren wegen Klimawandels - würden derzeit "die Bedingungen für einen signifikanten Anstieg der schweren Auszehrung weltweit schaffen". Die Preise für gebrauchsfertige therapeutische Nahrungsmittel dürften in den nächsten sechs Monaten um bis zu 16 Prozent steigen, durch Verteuerung der Rohmaterialien. Dies könnte laut Unicef dazu führen, dass bei den derzeitigen Ausgaben bis zu 600.000 Kinder mehr als bisher nicht versorgt werden. "Für Millionen von Kindern bedeuten diese Päckchen mit therapeutischer Paste jedes Jahr den Unterschied zwischen Leben und Tod", so Russell.

Eines von 22 Kindern in Südasien betroffen

Südasien sei Epizentrum der schweren Auszehrung, wo etwa eines von 22 Kindern daran leide, doppelt so viele wie in Afrika südlich der Sahara. In Afghanistan werden laut dem Kinderhilfswerk in diesem Jahr 1,1 Millionen Kinder betroffen sein, fast doppelt so viele wie 2018. Die Dürre am Horn von Afrika bedeute, dass die Zahl der Kinder mit schwerer Auszehrung schnell von 1,7 Millionen auf zwei Millionen ansteigen könnte, während für die Sahelzone ein Anstieg von 26 Prozent im Vergleich zu 2018 vorhergesagt wird. Der Bericht weist zudem darauf hin, dass selbst in relativ stabilen Ländern wie Uganda die Auszehrung von Kindern seit 2016 um 40 Prozent oder mehr zugenommen hat. Schwere zyklische Dürren und unzureichender Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen tragen dazu bei.

Die Hilfszahlungen seien alarmierend niedrig und würden voraussichtlich noch stark zurückgehen. Vor 2028 bestehe kaum Hoffnung, das Niveau vor der Pandemie wieder zu erreichen. Die weltweite Hilfe für die Bekämpfung der Auszehrung belaufe sich auf nur 2,8 Prozent der öffentlichen Entwicklungshilfe im Gesundheitssektor und auf 0,2 Prozent der Gesamthilfe. Die Regierungen sollen die Unterstützung um mindestens 59 Prozent über das Entwicklungshilfe-Niveau von 2019 erhöhen, um alle behandlungsbedürftigen Kinder in 23 Ländern mit hoher Krankheitslast zu erreichen.

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