Don Giovanni

Mozarts Blockbuster neu beleuchtet

 Ivan Zinoviev (Bass), Andrew Morstein (Tenor), Miriam Kutrowatz (Sopran), Valentina Petraeva (Sopran), Sofia Vinnik (Mezzosopranistin).
Ivan Zinoviev (Bass), Andrew Morstein (Tenor), Miriam Kutrowatz (Sopran), Valentina Petraeva (Sopran), Sofia Vinnik (Mezzosopranistin).Moritz Schell
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In „Don Giovanni Last Minute“, demnächst in der Kammeroper, gibt Regisseur Georg Zlabinger den Frauen die Oberhand.

Die Komik als Spielart des Abgründigen – keine Oper vereint Gegensätzliches so gut wie Mozarts „Don Giovanni“. „Es ist eine komische Oper mit tragischem Ausgang. Mich fasziniert, wie es Mozart gelungen ist, Grausamkeit und Witz in eine homogene Erzählung zusammenzuführen,“ sagt Georg Zlabinger, der mit dem Jungen Ensemble des Theaters an der Wien einen „Don Giovanni Last Minute“ auf die Bühne bringt. Wobei sich das „Last Minute“ nicht auf das Timing der Produktion (die ist nämlich schon lang in Planung und musste wegen Corona zwei Mal verschoben werden), sondern auf das Ende der Oper bezieht: Das Stück erzählt die letzten Lebensmomente des legendären Verführers aus drei verschiedenen Perspektiven. Die Geschichte eines Untergangs, die sich wiederholt, aber doch jedes Mal ganz andere, neue Einblicke und Interpretationen anbietet. „Den Umstand, dass es unzählige Lesarten des Don Giovanni gibt, machen wir uns zunutze, indem wir eine Szenenfolge in verschiedenen Gestaltungen gegenüberstellen“, erklärt der Regisseur.

Verführer, Mörder, Vergewaltiger

Die Friedhofsszene und das Abendessen mit dem Komtur werden von den jungen Sängerinnen (Simona Eisinger als Donna Anna, Miriam Kutrowatz als Zerlina, Sofia Vinnik als Donna Elvira) und Sängern (Timothy Connor als Don Giovanni, Andreas Jankowitsch als Komtur, Johannes Bamberger als Don Ottavio, Alexander Aigner als Leporello) drei Mal auf die Bühne gebracht. Dabei kommt ausschließlich die Musik Mozarts zum Einsatz, die aber durchaus mit einigen Adaptionen und Verdichtungen erklingen wird.
Die „Oper aller Opern“ nannte E.T.A. Hoffmann den „Don Giovanni“, und doch ist es nicht ganz einfach, sich dem Titelhelden zu nähern: Verführer, Mörder, Vergewaltiger, Narziss, Gotteslästerer – die Liste der moralischen Verfehlungen ist lang. Und doch ist Don Giovanni auch Strahlemann, der die Menschen lang in seinen Bann zieht. Hysterisch, naiv, rachsüchtig oder schmachtend sind die Frauenfiguren, alle mehr oder weniger Opfer des charismatischen Mannes. Wie geht man damit um? „Wir nähern uns Don Giovanni jeweils aus dem Blickwinkel einer der drei Frauenfiguren – Donna Elvira, Donna Anna, Zerlina – und drehen somit den Spieß um. So wird Don Giovanni zum Betrachteten, dem etwas widerfährt. Wir überlassen die Bühne den Frauen!“, sagt Zlabinger.

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