Der Po, der größte Fluss im Norden Italiens, ist ausgetrocknet wie seit 70 Jahren nicht mehr. Eine Hitzewelle rollt über die Städte, Felder werden von einer Heuschreckenplage heimgesucht. Ganz Südeuropa leidet unter Dürre. In Italien ist nicht nur der Klimawandel dafür verantwortlich, sondern auch das marode Wassernetz.
Dass der Fluss Po krank ist, zeigt sich bereits an seiner Quelle. Sie liegt rund 2000 Meter über dem Meeresspiegel, in Pian del Re, am Fuß des Bergs Monviso. Hier lehnt ein Stein an einem Felsbrocken. Er trägt die Aufschrift: „Qui nasce il po.“ Hier entspringt der Po. Unter ihm sprudelt klares, kaltes Wasser hervor. Über ein Steinbett fließt es ins Tal. Der Verlauf führt durch saftige, grüne Wiesen, im Hintergrund liegen nebelverhangene Bergspitzen. Wer diese Landschaft zum ersten Mal sieht, dem kommt sie wie ein Bergidyll vor. Doch wer sie kennt, weiß, dass der Schein trügt: „Normalerweise sieht man von der Quelle aus den Schnee. Doch in diesem Jahr ist da keiner“, sagt Anna Maria Gaggino. Sie arbeitet im Parco Monviso und erstellt Umweltgutachten. Am Telefon erzählt sie, dass es in diesem Winter kaum geschneit hat. Nun fehlt der Schnee, der normalerweise die Wasserreserve für den ganzen Sommer ist.
Daher tragen die Zuläufe des Flusses Po weniger Wasser, das zeigt sich am Pegelstand, aber auch in der Flora und Fauna: Pflanzen trocknen aus, die Tiere ziehen sich zurück. Zwar würden sie und ihre Kollegen im Parco Monviso schon seit Jahren klimatische Veränderungen registrieren, sagt Gaggino, doch in diesem Jahr sei es besonders schlimm: „Ich mache mir Sorgen um die Zukunft. Wir müssen unbedingt lernen, besser mit dem wenigen Wasser umzugehen, das wir übrighaben.“