Walk of Häme

In höflicher Gesellschaft

Oder: Warum sich der Kreml gegen das Prädikat „toxisch-männlich“wehrt.

Es gibt Sätze, auf die sollte man verzichten, auch wenn sie inhaltlich zutreffen: „Ich bin der verdammte Kolumnist“ ist zum Beispiel so einer. Das ist nicht die einzige Aussage eines der üblichen Verdächtigen für internationalen Beef, die uns diese Woche zur Kenntnis gebracht wurde. Der britische Premierminister bezichtigte zum Beispiel den russischen Präsidenten der „toxischen Männlichkeit“. Worauf dieser via russischem Außenministerium eine Entschuldigung für diese „offen abwertende Rhetorik“ verlangte, da es in einer höflichen Gesellschaft üblich sei, sich für Bemerkungen dieser Art zu entschuldigen. Im Ernst.

Der Schlagabtausch ist aus zwei weiteren Gründen bemerkenswert. Gerade Boris Johnson, der seine Vorgängerin als Parteichefin der Konservativen und Premierministerin, Theresa May, auf die so ziemlich denkbar toxischst-männliche Art aus ihren Ämtern gejagt hat und auch seither in so ziemlich allen Politik- und Privatfeldern nicht gerade ungiftig agiert, ist als Mahner in dieser Angelegenheit vielleicht nicht gerade prädestiniert, to say the least. Andererseits wäre man wohl auch im Traum nicht auf die Idee gekommen, dass Wladimir Putin ein Problem mit dieser Zuschreibung haben könnte. Wie sollte man seinen völkerrechtsbrechenden, ohne Frauen in der Führung auskommenden, mit Buddys wie Lukaschenko und Co. die Welt tyrannisierenden, Aktivistinnen öffentlich verprügelnden, homophoben Stil etc. denn zutreffend bezeichnen? Aber vielleicht sieht sich der Mann im Kreml ja als woke in einer sehr speziellen Art und Weise.

Bei uns sorgt das Hoch „Hartmut“ (diesen Namen hätte sich wohl auch kein Fremdenverkehrsverband freiwillig ausgesucht) für ein wenig Summer Feeling zum Ferienstart in Ostösterreich. Das brauchen wir auch dringend, um uns vom Lernstress der vergangenen Wochen zu erholen. Mussten wir in den Pandemiejahren fleißig an unseren virologischen Grundkenntnissen arbeiten, steht nun das Einmaleins der Energieversorgung auf dem Lehrplan. Die Einspeicherquote hat die 7-Tages-Inzidenz längst als Smalltalk-Thema im Alltag abgelöst. Die 80 Prozent bis zum Winter werden wohl noch spannend. Bis dahin lassen wir uns von Hartmut einheizen und machen es wie der verdammte Bildungsminister: Wir schauen uns das in Ruhe einmal an.

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