Salzburger Festspiele

Die Kunst, russischer Diktatur zu „entfliegen“

Kabakov/Galerie Ropac
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Ilya und Emilia Kabakov zeigen im Festspielhaus erstmals ihren neuen Film, „Der fliegende Komarov“, beruhend auf Zeichnungen aus der sowjetischen Dissidentenszene. Das Fliegen als Weltenflucht hat auch Bill Viola ins Bild gesetzt.

Es ist ein kurzer, heftiger Lebenslaut, ein stimmhaftes Luftanhalten, mit dem der Mann, der langsam an den Rand des smaragdgrünen Wasserbeckens getreten ist, schließlich in die Höhe springt. Doch kein kühles, spritzendes Wasser erlöst ihn (und uns). Die Füße in Händen, eine embryonale Bombe, bleibt er in der Luft hängen. Einfach so. Aus der Zeit getretener Moment, außer Kraft gesetzte Schwere – ein Special Effect Gottes? Oder doch nur eines in Italien von der Renaissance geküssten jungen US-Künstlers, in dem Fall des damals, 1977, noch sehr jungen Amerikaners Bill Viola.

Er selbst war es, der damals vor die Kamera sprang, um im Moment der höchsten Aktion zur Metapher zu erstarren. Denn das Leben rundherum geht hier weiter. Hin und wieder ziehen unter seinem in der Luft hängenden Leib Wellen ihre sachten Kreise. Das Baumlaub raschelt, das Licht funkelt. Nichts geschieht. Nur fast unmerklich verliert die Gestalt, die Form ihre Kontur und löst sich in ihrem Umfeld auf. Mit diesem Schlüsselwerk der Videokunst, „Reflecting Pool“, beginnt die erste große Retrospektive Bill Violas in Österreich, im Museum der Moderne in Salzburg. Wunderbar passt dieser auch schon 71-jährige Pionier hierher, der dem Video einst dermaßen theatrales Pathos und kunsthistorische Würde verliehen hat, dass er schon mit Michelangelo ausgestellt wurde.

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