Klima-Gipfel nähert sich Kompromiss zu Kyoto-Protokoll

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KlimaGipfelEPA/ALEJANDRO BOLIVAR
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Die Industrieländer könnten den Entwicklungsländern mehr Zeit geben, sich auf den Abbau von Treibhausgasen zu verpflichten.

Die Klimaverhandlungen im mexikanischen Cancun steuern auf der letzten Etappe doch noch auf einen Kompromiss zu. Der Entwurf für die Abschlusserklärung ging am Freitag auf eine zentrale Forderung der Entwicklungsländer ein und deutete die Bereitschaft der Industriestaaten an, den ärmeren Ländern mehr Zeit zu geben, bevor sie sich auf einen Abbau der erderwärmenden Treibhausgase verpflichten. Gipfelpräsidentin Patricia Espinosa sprach von einem "bedeutenden Fortschritt" und wurde von den Unterhändlern der 194 Staaten mit stehenden Ovationen gefeiert.

In dem von einer Ministerrunde ausgearbeiteten Dokument war von einer zweiten Phase die Rede, für die die reichen Länder wie bereits unter dem Kyoto-Protokoll konkrete Zusagen für geringere Emissionen machen. Allerdings gab es hier noch einen Knackpunkt, nämlich die Frage, inwieweit die nationalen Zusagen auch rechtlich bindend sein sollen. Umweltschützer äußerten sich vorsichtig optimistisch: "Wenn das heute beschlossen wird, dann wäre das möglicherweise ein Durchbruch", sagte Wendel Trio von Greenpeace International.

Marathonverhandlungen am letzten Konferenztag

Die Industriestaaten verlangen eine stärkere Beteiligung vor allem aufstrebender Schwellenländer an der Reduzierung der Treibhausgase und damit an einem Nachfolge-Abkommen für Kyoto nach 2012. Schließlich sind die Vertragsstaaten des Kyoto-Protokolls nur für 27 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Staaten wie China, Brasilien und Indien wehren sich aber dagegen, die Aufholjagd ihrer Wirtschaften bereits zu diesem Zeitpunkt mit Klima-Zusagen zu beschränken.

Mehr als hundert Umweltminister stellten sich am letzten Konferenztag auf Marathonverhandlungen ein. "Das geht die ganze Nacht hindurch, nochmals zwölf bis 18 Stunden", sagte ein hochrangiger Delegierter. Der Erklärung müssen alle UNO-Staaten zustimmen. Bolivien machte bereits deutlich, den Kompromissvorschlag der Mexikaner ablehnen zu wollen. Der Text entspreche nämlich im Wesentlichen jenem, "den die USA schon in Kopenhagen vorgeschlagen haben", sagte Unterhändler Pablo Solon. Die anderen Parteien seien nicht genug gehört worden. Die mexikanische Außenministerin Espinosa sagte, dass in den letzten Beratungen noch komplexe Sachverhalte zu besprechen seien. "Wir müssen jetzt weiter vorangehen", appellierte sie an die Delegationen.

"Problem ist Verlängerung des Kyoto-Protokolls"

Die USA - mit China der größte Klimasünder der Welt - hielten sich vor der Debatte über die Chancen für eine Einigung zurück: "Es ist zu früh, um das zu wissen", sagte der stellvertretende Delegationsleiter Jonathan Pershing. Die größte Volkswirtschaft hat sich bisher nicht auf geringere Emissionen verpflichtet. China schloss nicht aus, dass am Ende ein Paket von Vereinbarungen stehen kann: "Das größte Problem ist nach wie vor die Verlängerung des Kyoto-Protokolls, und hier ist das Kernelement eine zweite Phase der Zusagen", sagte Chef-Unterhändler Huang Huikang einer heimischen Tageszeitung.

In den übrigen Punkten schlug der Entwurf eine Reihe von moderaten Vereinbarungen vor. Demnach sollen ein "Grüner Fonds" mit einem jährlichen Budget von 100 Milliarden Dollar eingerichtet, ein Temperaturziel vereinbart und tropische Wälder über finanzielle Anreize vor Rodungen geschützt werden. Länder wie Bolivien befürchten, dass die Industriestaaten mit den Zahlungen die Kontrolle über ihre Wälder erhalten könnten.

Der "Grüne Fonds" soll dem Entwurf zufolge ab 2020 stehen und den Entwicklungsländern dabei helfen, die Kosten des Klimaschutzes zu tragen. Zugesagt wird den ärmeren Staaten auch eine "angemessene und vorhersehbare Unterstützung, einschließlich finanzieller Mittel", damit sie ihre Wälder erhalten. Es fehlt aber die Forderung der Entwicklungsländer, dass die reichen Staaten 1,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für die Finanzierung des Klimaschutzes zur Verfügung stellen sollen. Dagegen soll festgeschrieben werden, die globale Erwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen.

(APA)

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