Die Populismus-Droge muss immer höher dosiert werden

Archivbild von PiS-Chef Jarosław Kaczyński.
Archivbild von PiS-Chef Jarosław Kaczyński.REUTERS
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Wer einmal mit dem süßen Gift der Europafeindlichkeit gedealt hat, bleibt dabei hängen.

Dass Erfolg süchtig machen kann, ist ein bekanntes Phänomen, das nicht nur für Glücksspiel, Showbusiness und Spekulation gilt, sondern auch für die Politik. Wer einmal mit dem süßen Gift des Populismus Siege eingefahren hat, braucht schon einen ehernen Willen, um der Versuchung zu widerstehen, dem Wahlvolk dieses Opium immer wieder zu verchecken. Doch sobald der Gewöhnungseffekt eintritt, muss die Dosis stetig erhöht werden, um eine Wirkung zu erzielen – bis zu dem Moment, an dem die Droge nicht mehr wirkt und der Junkie entweder in abgestumpfter Lethargie versinkt oder sich einen anderen Dealer mit noch härterem Stoff sucht.

Diese Dynamik lässt sich gerade in Polen beobachten. Eine gepflegte Dosis Europafeindlichkeit gehörte stets zum Repertoire der nationalpopulistischen Regierungspartei PiS und wurde von ihrer kleinbürgerlichen Klientel gern konsumiert. Ein Jahr vor der regulären Parlamentswahl fehlen aber schlicht und ergreifend die Ideen, womit sich der vergangene Wahlerfolg wiederholen ließe. Mit Konkretem eher nicht, denn dafür würde man Geld aus Brüssel brauchen. Und dieses Geld fließt nicht, denn das Regierungslager hat im Drogenrausch die vormals unabhängige Justiz demoliert. So bleibt PiS-Chef Jarosław Kaczyński nichts anderes übrig als die groteske Behauptung, die EU unter deutscher Führung hätte sich mit Russland verschworen, um Polen zu knechten.

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